13.04.2018 - Stadtteilwehr Bad Salzelmen: Kritik an Feuerwehr-Unfallkasse

Die wichtigsten Worte fielen am vergangenen Freitag im Feuerwehrgerätehaus in Bad Salzelmen ganz am Schluss und kamen von Stadtwehrleiter Uwe Tandler: „Die Stadtteilfeuerwehr Bad Salzelmen hat weiter Bestand.“ Dafür sprach nicht zuletzt gute Teilnahme an der Jahreshauptversammlung der Wehr, die derzeit ohne Wehrleitung auskommen muss und deren Führung der stellvertretende Wehrleiter Uwe Tandler bisweilen kommissarisch übernommen hat. Er brachte damit nur das Selbstverständnis der Kameradinnen und Kameraden  zum Ausdruck, die einfach weiterhin für ihren ehrenamtlichen Dienst in Salzelmen stehen wollen. In seinem Bericht erinnerte Uwe Tandler zunächst an den verstorbenen Kameraden Otto Beye, für den eine Gedenkminute eingelegt wurde. Er resümierte sodann, dass die Wehr derzeit insgesamt 64 Mitglieder hat, 31 davon im Einsatz und davon 5 weiblich. Es gibt 12 Kameraden der Alters- und Ehrenabteilung, 16 Mitglieder der Jugendwehr und 7 fördernde Mitglieder. Das Durchschnittsalter bei Einsätzen betrug etwa 40 Jahre. Die Wehr setzte ihre Ausbildungsmaßnahmen im vergangenen Jahr fort, so wurde zum Beispiel Sabine Zander zur Verbandsführerin ausgebildet. Es gab 57 Brandbekämpfungen, davon 4 Wohnungsbrände, 17 mal Alarm wegen ausgelösten Rauchmeldern, 51 technische Hilfeleistungen, sieben Unfälle mit eingeklemmten Personen, 5 Gasausströmungen und 17 Alarme wegen Brandmelderanlagen. Eine Herausforderung stellte die Schadensbeseitigung nach den Stürmen dar. Uwe Tandler wies auch auf das Problem hin, werktags von 6-18 Uhr Personal für Einsätze wegen dessen Arbeitsplatzverpflichtung zusammen zu bekommen, die Einsätze waren jedoch trotzdem immer durch Kooperationen sichergestellt. Eine Anpassung der Alarm- und Ausrückeordnung sei deshalb dringend nötig, wiederholte er, ebenso die Wichtigkeit der Nachwuchsgewinnung. Der verschlissene Zustand mancher Einsatzfahrzeuge, aber auch weitere Rettungstechnik, veraltete Schutzausrüstung und  Handlampen machen Sorgen, führte er aus. Auch Ersatz für das ABC-Erkundungs-Kfz als jetziges Bundesfahrzeug sei nötig. Genugtuend stellte er fest, dass die Planungen für den Anbau des Feuerwehrgerätehauses 2017 begonnen haben, sehr positiv sei dabei die Einbeziehung der Kameraden und die Zusammenarbeit mit der Stadt gewesen. Nun müsse der Bau ohne Verzögerungen fertiggestellt werden.

Kritik übte er an der Feuerwehr-Unfallkasse, viele Unfälle und die Folgen von Vorschädigungen würden nicht als solche anerkannt, dies sei nicht zu akzeptieren, die Politik sei hier dringend gefragt. Der kommissarische Wehrleiter dankte allen Kameradinnen und Kameraden, auch dem zurückgetretenen Stadtteilwehrleiter, für ihre Leistungen in Einsatz, Übung und Ausbildung. Im Anschluss berichtete Markus Brosius über die Arbeit der Jugendwehr Bad Salzelmens, die derzeit 15 männliche Mitglieder hat, die sich immer montags zu Dienst und Ausbildung traf, zwei Sporttage und einen Grillabend durchführte, sich am 3tägigen Feldlager in Pretzien beteiligte und die einen Imagefilm plant. Armin David von der Alters- und Ehrenabteilung konstatierte die Gründung eines Fördervereins im Februar dieses Jahres und berichtete von der Teilnahme an einem Treffen in Bernburg sowie bevorstehend auch in Barby 2018 und  übergab die jährlich verfasste Chronik an Uwe Tandler. Dezernent Joachim Schulke zeigte sich zunächst froh, dass die Jahreshauptversammlung angesichts der nicht einfachen Situation stattfinde. Er appellierte an alle Kameraden, sich zusammenzufinden und bald zu einer neuen Wehrleitung zu kommen. Er teilte die Kritik an der mangelnden bzw. verschlissenen Ausrüstung, die entsprechenden Nachrüstungen müssen angeschoben werden, sagte er. Für die bisher gute Zusammenarbeit bei der Planung der Erweiterung des Gerätehauses bedankte sich der zuständige Dezernent. Die Gesetzesänderung bezüglich der zurecht kritisierten Unfallkasse der Feuerwehr helfe wenig, das Handeln der Kasse müsse sich ändern, forderte er. Er stimmte Uwe Tandler zu, dass angesichts solcher Zustände es um so schwerer sei, Nachwuchs für die Feuerwehr zu gewinnen. Joachim Schulke dankte abschließend ebenfalls allen Kameradinnen und Kameraden für ihren Ehrendienst und wünschte auch den beteiligten Familien alles Gute. Der Abschnittsleiter Börde/Schönebeck Stefan Ziem überbrachte die Grüße des Kreisbrandmeisters, zeigte sich für Fragen und probleme der Kameraden offen und wünschte ein ruhiges 2018. Ihren Dank an die Stadtteilwehr überbrachten sodann auch die Stadträte und -rätinnen Sabine Dirlich, welche die Kritik an der Feuerwehrunfallkasse an die Landtagskollegen weiterleiten will und der Jugendwehr wieder 200 Euro zukommen lässt; Steffen Behm, der die Stärkung des Ehrenamtes für sehr wichtig erachtet; sowie Manfred Pöschke, der noch einmal an die Pressemeldungen zum Feuerwehrgerätehaus erinnerte.

Ehrungen und Beförderungen:

Sophia Weise 10 Jahre Mitgliedschaft, Sabine Zander 20 Jahre, Michael David 30 Jahre, Hans-Jürgen Krietsch 40 Jahre (!). Dennis Grube wurde zum Feuerwehrmann, Eric Rehse zum Löschmeister und Glenn Ebeling zum Brandmeister befördert. Funktionsübertragungen: Eric Rehse zum Gruppenführer, Nadine Cuno zur Gruppenführerin, Glenn Ebeling zum Zugführer. Ausgezeichnet wurden auch Stephan Zimmermann für die meisten Einsätze (89), Sabine Zander für 76 und Eric Rehse für 74 Einsätze. Herzlichen Glückwunsch! Zum Schluss berichtete Hans-Jürgen Krietsch sehr anschaulich und die Gemüter erheiternd bis bewegend über seine 40jährigen sehr unterschiedlichen Erlebnisse als Feuerwehrmann, vom Pferdegespann und H3A über die Wendezeit bis zu den heutigen Möglichkeiten und Problemen. So ging man mit viel Beifall zum gemütlichen Teil über.