"Wichtig ist, dass immer einer nachgibt"
Gudrun und Hans Amend feiern Eiserne Hochzeit
„Herr Werner – hol‘ rüber“, schallte es einst entlang der Elbe. Damals, das war Anfang der 1950er Jahre, gab es keine alte Brücke mehr und erst recht noch keine Elbauenbrücke über den Strom in Schönebeck. „Wenn man tanzen war im Jägerhof Grünewalde oder im Braunen Hirsch, dann musste man das letzte Schiff um Mitternacht erwischen, sonst hatte man einen langen Fußmarsch vor sich“, erklärte Gudrun Amend aus eigener Erfahrung, schließlich musste sie irgendwie in den Stadtteil Frohse kommen. „Zum Glück kannten wir noch Leute mit Booten.“ Wie Herrn Werner zum Beispiel.
Dort, im Braunen Hirsch, hatte die gebürtige Hamburgerin den Schönebecker kennengelernt. „Er war immer in Uniform und gefiel mir nicht gleich“, sagte die 84-Jährige schmunzelnd, „aber als ich ihn mal in zivil gesehen habe, war ich hin und weg.“ Es folgte die Hochzeit am 20. April 1957, inzwischen sind die Beiden 65 Jahre verheiratet. Zur Eisernen Hochzeit gratulierte Oberbürgermeister Bert Knoblauch. „Ich wünsche Ihnen noch viele weitere gemeinsame Jahre und vor allem Gesundheit.“
Der gebürtige Sachsenländer ist gelernter Maurer und war nach vielen Montagetätigkeiten in Berlin im ehemaligen Heizkesselwerk tätig. Seine Frau war als Kindergärtnerin im Kraftfutter-Mischwerk, in der Technologieabteilung des Heizkesselwerkes und in der Zahnarztpraxis Henning angestellt. In der Freizeit spielte Gudrun Amend Handball, der 86-Jährige Fußball. „Das hat gepasst, denn wir waren beide für unsere Hobbies unterwegs.“ Später folgte ehrenamtliches Engagement im Kleingartenverein Elbenau. Doch das Rezept für eine lange, glückliche Ehe sind nicht nur gemeinsame Interessen. „Tiefen und Höhen gibt es in jeder Beziehung. Wichtig ist, dass immer einer nachgibt.“ Gern schwelgt Gudrun mit ihrem Mann in Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, wenn sie an die Tanzabende im Braunen Hirsch denkt. Und an das Danach, als sie einst rief: „Herr Werner, hol‘ rüber.“