Immer geradeheraus, kein Blatt vor dem Mund

Auszeichnung für die ehrenamtliche Seniorenarbeit / Marlis Ekrutt, Anna Thierfelder und Erika Walther

Oberbürgermeister Bert Knoblauch (l.) und Frank Schiwek vom Stadtseniorenrat zeichneten Marlis Ekrutt aus.

Am 5. Dezember ist der internationale Tag des Ehrenamtes. Gleich ob bei der freiwilligen Feuerwehr, als Übungsleiterin im Sportverein oder bei der Lebensmittelausgabe der Tafeln: Etwa 31 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich Tag für Tag freiwillig für das Gemeinwohl – ohne Bezahlung in ihrer Freizeit. In Sachsen-Anhalt sind es mehr als 800.000 Menschen. Damit steht Sachsen-Anhalt unter den östlichen Bundesländern an der Spitze. "Ehrenamt hat eine besondere Bedeutung für das Miteinander in Deutschland", betonte Frank Schiwek vom Stadtseniorenrat. Drei Ehrenamtliche sind gestern in der Stadt Schönebeck (Elbe) für ihr Engagement ausgezeichnet worden. "Wir möchten heute Danke sagen für das vorbildliche Engagement zum Wohle unserer gesamten Gesellschaft. Dafür gebührt Ihnen unser größter Respekt und Dank", sagte Oberbürgermeister Bert Knoblauch. Er hielt die Laudatio für Marlis Ekrutt.

Marlis Ekrutt
Politisches Engagement ist nicht jedermanns Sache - schon gar nicht, wenn es auf kommunalpolitischer Ebene gefragt ist. Relativ kleine Entscheidungsspielräume und eher symbolische Aufwandsentschädigungen halten Viele davon ab, sich für das Wohl aller einzubringen. Doch genau dieser letzte Punkt bewegte unsere Auszuzeichnende nach einem erfüllten Arbeitsleben u.a. als hauptamtliche Stadträtin in Schönebeck, statt in den Ruhe- in den Unruhestand zu wechseln. Alles, was man brauchte, brachte sie mit: Lebens- und Berufserfahrung, Lust auf Engagement und die nötige Zeit. Auch zu DDR-Zeiten der CDU treu geblieben, stand also auf dem Wahlzettel zur StadtratswahI.

Und dank ihrer Bekanntheit und ihrer Überzeugungsstärke gelang ihr auch beim ersten Anlauf der Einzug in das Stadtparlament. Von Anfang an war klar, dass sie ihre Kenntnisse und Erfahrungen in viele Bereiche einbringen konnte. „lch komme aus der Branche", konnte man im Bau- und auch im Wirtschaftsausschuss hören. Finanzfragen gehörten ebenso zu ihrem beruflichen Erfahrungsschatz. Doch das Hauptaktionsfeld wurde das Soziale. Gerechtigkeitssinn und das Sichern von Mitbestimmungsmöglichkeiten waren die besten Voraussetzungen für eine Mitarbeit im Ausschuss für ,,Sonstiges", wie oft lächelnd gesagt wird. ,,Alles was nichts einbringt und nur kostet", sagen die Anderen.

Aber vielleicht ist es gerade diese Auseinandersetzung, die Marlis Ekrutt immer wieder anspornt. Sie hat nicht nur im Ortsteil Grünewalde buchstäblich das ,,Ohr an der Masse" und weiß, wo den Bürgerinnen und Bürgern der Schuh drückt. Als es darum ging, den Schönebecker Stadtseniorenrat neu aufzustellen, war Marlis mit von der Partie. lnzwischen vertritt sie auch die Interessen der Schönebecker Seniorinnen und Senioren im Kreisseniorenrat. Wohlweislich mit der Erfahrung: ,,Die kochen da auch alle nur mit Wasser." Und da haben wir die letzte Eigenschaft für Martis Ekrutt: immer geraderaus, kein Blatt vor den Mund nehmen. ,,Was gesagt werden muss, muss gesagt werden."

Vielleicht oder sogar ganz sicher ist das ein Baustein ihres Erfolges. ,,Ein Mann ein Wort, eine Martis Ekrutt ein Wörterbuch" könnte man sagen. Damit macht sie sich nicht nur Freunde, auch in den eigenen Reihen. Dass ihr das wenig ausmacht, gibt ihr immer wieder den Ruf der Überparteilichkeit und Sachlichkeit. Bei der Festlegung der Ehrenamtspreisträger dieses Jahres zögerte der Stadtseniorenrat beim Vorschlag Martis Ekrutt nicht lange. Es ist eine besondere Ehre, heute das außerordentliche Engagement zu würdigen. Eine Frau, die sich in beispielhafter Weise für unsere Stadt und deren Bürgerinnen und Bürger engagiert. Als ehrenamtliche Stadträtin leistet Marlis Ekrutt durch ihr unermüdliches Wirken und ihren Sachverstand einen wertvollen Beitrag zum Wohle unserer Gemeinschaft. Sie investiert Zeit, Energie und persönliche Ressourcen, ohne finanzielle Gegenleistung zu erwarten. lhr Wirken ist geprägt von ldealismus, Verantwortungsbewusstsein und tiefem lnteresse an den Anliegen der Menschen unserer Stadt.

Nicht nur die Lautstärke, sondern die Beständigkeit und Verlässlichkeit ihres Engagements haben viel Gutes bewirkt. lhr Wirken ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie wichtig und wirkungsvoll bürgerschaftliches Engagement für das Gemeinwohl ist. lm Namen des gesamten Stadtseniorenrates, der Verwaltung und aller Bürgerinnen und Bürger danken wir von Herzen Marlies Ekrutt für ihre
ehrenamtliche Tätigkeit als Stadträtin. Für deine weitere Zukunft wünschen wir weiterhin viel Kraft, Erfolg und persönliche Erfüllung und hoffen, dass du unsere Stadtgemeinschaft auch in Zukunft mit deinem Engagement bereichern wirst.

Alla Thierfelder
Seit 1994 ist Alla Thierfelder im DRK Schönebeck tätig - zuerst im Kreisverband, später im Ortsverein. Nachdem sie das Arbeitsleben als Pflegeperson im DRK beendet hatte und in den wohlverdienten Ruhestand ging, blieb sie dem DRK treu und engagiert sich seither in der Kleiderkammer Schönebeck des Ortsvereins. Egal, ob als Übersetzerin, als die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine eintrafen, oder in der Kleiderkammer: rasend schnell vermittelt Alla zwischen Deutsch, Russisch und Ukrainisch.

In Sachen Mode ist Alla unschlagbar. Sie fungiert als Modeberaterin, kennt jede Marke und ist immer auf dem aktuellen Stand. Zielsicher findet sie für jede Nationalität die passende ,,Klamotte" - es muss immer alles passen, vom Schuh bis zur Mütze, inklusive der passenden Accessoires. Wenn gerade jemand neu eingekleidet wird, unterstützt Alla zudem die Sanitäter bei medizinischer Absicherung und Einsätzen der Betreuung. Sie ist einfach da, wenn helfende Hände und Übersetzungsfähigkeiten benötigt werden. Alla rastet nie - sie ist ein Wirbelwind, der das Engagement lebt und maßgeblich das DRK und die gesamte Bevölkerung in der Stadt Schönebeck stärkt.

lhr unermüdliches Engagement ist von großer Bedeutung, nicht nur für das DRK, sondern für alle in Schönebeck, die auf Unterstützung zählen dürfen. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters blieb Alla Einsatzkraft: Sie war auch bei der Trauerfeier nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg in der ersten Reihe präsent, spendete Trost und Kraft für die Einsatzkräfte und leistete erste Hilfe für Trauernde. Dieses beispielhafte Engagement zeigt ihre außergewöhnliche Wertschätzung für Mitmenschen in allen Lebenslagen. Aus all diesen Gründen verdient Alla Thierfelder die Auszeichnung zum Tag der
ehrenamtlichen Seniorenarbeit: Sie steht für Hingabe, Vielseitigkeit, Empathie und eine unvergleichliche Bereitschaft zu helfen - Tag für Tag, Jahr für Jahr.

Erika Walther
Wie stellt man sich ein Leben ,,U 80" vor? Lange schlafen, gemütlich frühstücken und dann, wenn man keinen Arzttermin hat, seinen Hobbys nachgehen. Hobbys, die man während des Arbeitslebens manchmal vernachlässigen musste: Lesen, Gartenarbeit, Spaziergänge, Ausflüge, Reisen. Manchmal betreut man die Enkelkinder, trifft sich mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen oder ist der Wächter für die Kinder und die Nachbarn, wenn DHL eine Sendung ankündigt oder ein Handwerker sein Kommen zugesagt hat.

Dann gibt es aber Menschen, die stellen dieses alte Bild vollkommen auf den Kopf. Sie zu Hause anzutreffen oder telefonisch zu erreichen ist eher der berühmte ,,6er im Lotto". Sie gehen in das Krankenhaus oder Pflegeeinrichtungen und sorgen bei Kranken und pflegebedürftigen Menschen für Abwechslung, hören zu, geben Rat und haben mehr als nur freundliche Worte übrig. Vielleicht mag man darüber lächeln, aber wer sich einmal in einer solchen Situation befunden hat, weiß, dass ein solches Tun der ,,Grünen Damen" manchmal mehr und besser wirkt als irgendeine Medizin. Statt sich zum Kaffeeklatsch zu treffen, nimmt man Gleichgesinnte oder Gleichbetroffene zusammen und gründet eine Selbsthilfegruppe. Man organisiert die Treffen, bereitet sie vor, beantragt Fördermittel, rechnet diese ab, sorgt für interessante Vortragsthemen und plant Gruppenausflüge.

Damit es nicht vergessen wird: Die Rede ist von ,,Ü 80"! Konkret geht es um Erika Walther - Grüne Dame und Leiterin der Diabetiker Selbsthilfegruppe. Doch die Aufzählung ist noch nicht zu Ende. Auch ihr größtes Hobby, das Handarbeiten, nutzt sie für sich und andere, um Kontakte zu schaffen und zu halten. lm Handarbeitskreis im ,,Haus Luise" ist sie auch aus fachlicher Sicht ein Motor. Und eines Tages kam ihr der traurige Gedanke: ,,Wenn wir mal nicht mehr da sind oder nicht mehr können, gehen die ganzen Techniken und Möglichkeiten verloren." Sie wäre (mit 85 Jahren) bereit, ihr Wissen und Können an interessierte Kinder und Jugendliche weiterzugeben.

Das hörte ein Schulleiter und engagierte Frau Walther. Seitdem gibt es einmal in der Woche an seiner Grundschule den Kurs ,,Flotte Nadel", der die am meisten genutzte und nachgefragte Arbeitsgemeinschaft der Schute ist und sich gegen den Computerkurs, das Handballtraining und das Bogenschießen als ,,Nummer 1" durchgesetzt hat. Mit Sicherheit liegt das auch an der empathischen, stets freundlichen und
fröhlichen Art von Frau Walther.

Darum danken heute nicht nur die Stadtverwaltung, der Stadtseniorenrat, viele alte und kranke Menschen, sondern auch viele stolze Kinder für das große Engagement. Herzlichen Dank für ihr jahrelanges und unermüdliches Engagement.