Begegnung mit Katharina Heise
Ausstellung in der Schönebecker Galerie Kunst-Kontor bis 20. Dezember

Mit der Vernissage anlässlich des 60. Todestages (am 5. Oktober 1964) startete in der Schönebecker Galerie Kunst-Kontor die Ausstellung zur „Begegnung mit der bedeutenden Künstlerin Katharina Heise“. Es werden Fotografien aus einem Manuskript des Autors Christian Noack präsentiert, das kurz vor ihrem Tod entstanden ist. Sie zeigen Beispiele des bildhauerischen Werkes von Katharina Heise in ihrem Haus in der Edelmannstraße 22. Das auf Basis des Manuskripts erstellte Buch „Vergessene Figuren“ wird begleitend zur Ausstellung in limitierter Auflage erst- und einmalig herausgegeben. Außerdem zu sehen sind Aquarellserien der Künstlerin sowie weitere Arbeiten von ihr und ihrer Schwester Annemarie aus einer Privatsammlung.
„Für den Einsatz und das Engagement, diese Ausstellung auf die Beine zu stellen, möchte ich mich bei Susanne Kalisch und Dr. Frank Pudel ganz herzlich bedanken“, betonte Oberbürgermeister Bert Knoblauch in seiner kurzen Ansprache. „Diese zusammenzutragen, war wahrlich nicht einfach. Schließlich hatte Katharina Heise verfügt, dass ihr Nachlass nach ihrem Tod zerstört werden sollte. Doch er verstreute sich auf verschiedene Personen und gelangte erst später in verschiedene Museen.“
Zwei Jahre Vorbereitung hat es bedurft, die Gedenkausstellung vorzubereiten. Viele Dokumente, Zeitzeugen und Freunde wurde interviewt. „Die Resonanz auf die Ausstellung reichte bis nach Dänemark, wo eine Zeitzeugin lebt“, berichtet Susanne Kalisch, „und nach Cambridge zur Universität, wo zurzeit ebenfalls zu Katharina Heise geforscht wird.“
Zu den Unterstützern der Ausstellung zählt Dr. Margarete Meador aus Berlin. „In Schönebeck vielleicht noch unter ihrem Mädchennamen Kratochwil bekannt“, sagte Susanne Kalisch. Sie ist die Tochter des früheren Pfarrers der Jakobikirche, war gemeinsam mit ihrem verstorbenen ersten Mann, Christian Noack, mit Katharina Heise befreundet und vor ihrem Tod das Buch, dass nun als Galerie erstmalig herausgegeben wird, erarbeitet. Es lag 60 Jahre bei Margarete Meador im Sekretär. Von ihr wurden die seltenen Aquarelle und die Fotos als Leihgabe zur Verfügung gestellt.
Ebenfalls vor Ort war Pfarrer Erik Lindtstedt aus Worms, der Enkel des Frohser Malers Ewald Blankenburg, damals ein enger Freund Katharina Heises. Von ihm sind die meisten Exponate in der Ausstellung, auch die Keramiken und alles von Annemarie Heise, Katharinas Schwester.
Der berühmte Bildhauer Wolfgang Rossdeutscher aus Bahrendorf hat zwei Ölbilder Katharina Heises zur Verfügung gestellt. Insgesamt waren über zehn noch lebende Zeitzeugen und Freunde Katharina Heises bei der Vernissage zugegen.
Katharina Heise wurde in Schönebeck geboren und war Malerin wie ihre ältere Schwester Annemarie und Bildhauerin. Sie stammen beide aus einer wohlhabenden Groß Salzer Familie, die über Landverkäufe bei der Errichtung einer Fabrik ein Vermögen machte. Im Jahr 1913 nutzten die beiden Schwestern eine gemeinsame Studienreise nach Paris, wo sie die „Académie des la Grande Chaumière“ (Renommierte Kunstakademie) besuchten und Kurse bei Maurice Denis und Félix Vallaton belegten.
Bis 1931 arbeitete sie unter dem Pseudonym Karl-Louis Heinrich-Salze. Auf Anraten von Käthe Kollwitz, die damals eine Ateliernachbarin war, wechselte sie zur Bildhauerei. Im Jahr 1919 feierte sie Erfolge mit den Plastiken „Betende, Knieende, Große Schreitende und Das Urweib“. Sie pflegte Bekanntschaften unter anderem zu Max Liebermann und Heinrich Mann.
Von 1914 bis 1942 war sie in Berlin ansässig. In den 1920er Jahren wurde sie Schriftführerin, zeitweise auch zweite Vorsitzende des Berliner Frauenkunstvereins. An der staatlichen Kunstschule in Berlin übernahm sie das Lehramt für Aktzeichnen. Sie trat der Vereinigung „Berliner Bildhauer“ bei und wurde Mitglied der SPD. Nach der Machtübernahme durch die Nazis wurde ihre Kunst als „entartet“ diffamiert. Öffentliche Aufträge blieben aus. Ihre Arbeiten wurden aus Museen und öffentlichen Gebäuden entfernt.
Nachdem ihre Wohnung und ihr Atelier in Berlin durch Bomben zerstört wurden, kehrte sie nach Schönebeck-Bad Salzelmen in ihr Geburtshaus zurück. Nach 1945 entstanden weiterhin Werke aus ihrer Hand. Sie schuf unter anderem mehrere Entwürfe zu Ehrenmalen der Opfer des Faschismus sowie Werke für Kirchen in Nachterstedt und Magdeburg. An die großen Erfolge aus den 1920er Jahren konnte sie aber nicht anknüpfen.
Um Katharina Heise bildete sich der Schönebecker Kreis, eine Gruppe von Künstlern, denen unter anderem Hans Oldenburger, Hans Helmbrecht, Werner Tübke, Christof Grüger und Ewald Blankenburg angehörten. Die Stadt Magdeburg benannte ihr zu Ehren eine Straße (Heiseweg). Durch ihren Freundeskreis wurde im Jahr 1959 eine Personalausstellung in Schönebeck ausgerichtet. „Nun, 65 Jahre später, gibt es hier im Kunst-Kontor wieder eine Ausstellung zu ihren Ehren“, freute sich das Stadtoberhaupt.
Informationen zur Ausstellung, Öffnungszeiten und zur Galerie gibt es unter https://www.kunst-kontor.info/.