Ehrenbürger Dario Malkowski: Die Laudatio

Schicksalsbewältigung besonderer Art. Dieser Weg führte letztlich nicht in Verbitterung oder Verzweiflung, sondern brach sich Bahn in eine wundersame Welt ästhetischen Wahrnehmens, Empfindens und sich bemerkbar machender Tiefsinnigkeit. Am Ende des 2. Weltkrieges zerriss eine Granate dem damals 18-jährigen Dario das Gesicht und nahm ihm für immer das Augenlicht. Er, der für sich die Malerei als Berufung seines Lebens entdeckt hatte, musste sich nicht nur damit abfinden, nie mehr sehen zu können. Er musste auch seine berufliche Zukunft völlig neu erfinden. Es war dies ein unsagbar schwerer Prozess in der eigentlichen Blütezeit des Lebens. Schon allein die Tatsache, dass ein blinder Mensch, allen Widerständen zum Trotz, wagemutig Bildhauer werden wollte - und das dann auch tatsächlich geschafft hat, ist wohl bewunderungswürdig genug. Aber dass er später auch noch in beharrlicher Zirkelarbeit anderen Menschen das Modellieren näher brachte, grenzt schon beinahe an Zauberei. Hans- Herman Laube, ein langjähriger Freund von Dario Malkowski, sagt über ihn: "Wenn man ihn bei seiner Arbeit mit Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedenster Berufsgruppen beobachtet, vergisst man schnell, dass hier ein Blinder den Sehenden das Sehen lehrt. Seine einfühlsame aber auch seine energische Art lassen uns immer wieder spüren, dass wir es mit einem rastlosen Menschen zu tun haben, der neben seiner eigenen künstlerischen Arbeit anderen Menschen hilft, ihr Leben reicher zu gestalten. So hält er Verbindung mit der Zeit und mit ihren Mitmenschen." Ende des Zitats Man darf es ruhig wiederholen: Ein Blinder lernt vermeintlich Sehenden das eigentliche Sehen, jenes über das Wahrnehmen hinaus gehende Sehen. Ein Sehen, welches fühlt, entdeckt, erkennt und Schönheit spürt. Welch eine Leistung! Bevor es Dario Malkowski in der DDR gelang, Anerkennung von höchster Ebene zu erringen, waren harte und karge Anfangsjahre zu durchstehen. Die Kirche entdeckte die Begabung des blinden Bildhauers, dessen Werte und Werke in einem christlich geprägten Humanismus wurzeln,  und verschaffte ihm Aufträge. Dario Malkowski scheute jedoch weder in der Gesellschaft noch in der Kirche den gelegentlichen Konflikt, und er blieb sich dabei treu. Heute zeigt ein reichhaltiges Gesamtwerk vom handwerklichen Können, von der gedanklichen Tiefe, von der künstlerischen Reife seines Schaffens. Ausstellungen wie jene in unseren Stadtwerken spiegelten dieses Werk wider und fanden ein großes Interesse. Im Laufe seines Lebens schrieb Dario Malkowski nicht zuletzt auch Gedichte. Anfangs waren sie nur als gereimtes Tagebuch gedacht, welches persönliche Stimmungsbilder ausdrücken sollte. Die Gedichtsammlung konnte jedoch 2007 in Buchform der Öffentlichkeit vorgestellt werden." Zu Recht wurde der Bildhauer Dario Malkowski als erster Künstler 1995 mit dem Rathauspreis,  und für sein Lebenswerk von Sachsen-Anhalts damaligem Ministerpräsidenten Prof. Dr. Wolfgang Böhmer am 22. März 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.  Auch Dario Malkowski hat viele Menschen, viele Schönebeckerinnen und Schönebecker mit seinen Werken und seinem Wirken beschenkt, unsere Stadt und ihre kulturelle Ausstrahlung bereichert. Heute möchten wir, möchte ich dafür Dank sagen."  Hans-Jürgen Haase dankte auch der Gattin des Künstlers, die - selbst mit Krankheiten kämpfend - ihm in all den Jahren beharrlich und unterstützend zur Seite stand. So schloss er mit den Worten: "Eine glückliche Ehe ist wie eine lange Unterhaltung, die einem trotzdem zu kurz vorkommt."