Ehrenbürger Christof Grüger: Die Laudatio

zum ersten Mal ganz bestimmte Betonglasarbeiten gesehen und dabei das Gefühl hatte, "?in einen Edelstein hinein zu steigen", wollte er so etwas auch einmal machen. Nun, heute kann man sagen: Mehr als einmal ist ihm das inzwischen meisterhaft gelungen! Zahlreich und vielseitig sind seine künstlerischen Spuren in Deutschland - bis in die 70-er Jahre hinein vorrangig in sakralen Bauten, später aber auch an vielen anderen Orten. Er erwies sich als "Wanderer zwischen den Welten", wie es einmal ein Faltblatt beschrieb. Seit seiner Geburt am 28.12.1926 in Namslau / Schlesien ist Christof Grüger umgeben von Farbtöpfen, Stiften und Tuben;  von Werkstattatmosphäre mit den dazugehörigen Gerüchen und Geräuschen; von tiefer oder gespannter Stille, von innerer Sammlung, Konzentration und den daraus folgenden Wandlungen und Handlungen. In diesem Sichtbarmachen von Gedankenbilder zeigte sich seine unbändige Schöpferkraft. Christof Grüger wurde in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Fast kann man sagen, in eine Dynastie von Kirchenmalern. Dies sollte nicht ohne Langzeitwirkung bleiben. In der Schule interessierte er sich zunächst brennend für die Naturwissenschaften. Was ist das - diese Welt? Woher kommt sie, woraus besteht sie? Was hält sie zusammen? Und welchen Sinn hat unser Dasein? Das Eintauchen in Philosophie und Theologie blieben unvermeidlich. Bei genauer Betrachtung fällt immer wieder auf, dass alle seine Interessen auf wunderbare Weise in seiner Kunst zusammenfließen, sich dort direkt oder mittelbar widerspiegeln. Geist und Materie, Religion und Wissenschaft, Leben und Tod - aus dem Spannungsfeld der Polaritäten greift sich Christof Grüger unsichtbare Fäden, verwebt und verstrickt seine Inspirationen zu einem eigenwilligen künstlerischen Ausdruck. Diese Wirkmacht nimmt unseren Blick in Gegenwart seiner nicht selten farbenfrohen Werke gefangen. Christof Grüger empfängt  die Worte und  Bilder für seine Arbeiten im Hellwachen, aber auch im Traumbewusstsein in Form von Schlüsselerlebnissen und Symbolen. Der Schatz an Wissen, Erfahrungen und Erinnerungen geht eine glückliche Symbiose mit künstlerischer und handwerklicher Kompetenz ein. Er ist ein wahrhaft begnadeter Mensch. Sein Tun scheint nichtirdischem Wohlwollen getragen zu sein. Während seines bisherigen arbeitsintensiven Lebens entstanden viele Batikteppiche, Batikstoffe, handbemalte Kleidung und Messgewänder, Glasfenster, Betonglaswände, Mosaiken und Objekte, wobei oft auch die Farbkonzeption von Räumen zum Schaffensspektrum gehörte. Nicht zuletzt kam es zu kompletten künstlerischen Ausgestaltungen von Kirchen, wie zum Beispiel der Meininger St. Marienkirche oder der St. Bonifazius- Kirche in Leinefelde. Manche Schönebecker kennen seine wunderbaren Glasfenster in der St.-Laurentius-Kirche von Frohse. Welch eine Farbenfreude, welch ein Licht! Als bekennender Christ, der ökumenisch erzogen worden ist, gilt er wie bereits beschrieben als Wanderer zwischen den Welten - auf der einen Seite stehen religiöse Themen verschiedenster Kulturen, auf der anderen Seite die wissenschaftlich fundierte Umsetzung seines künstlerischen Anspruches. Erst 1976 fand Christof Grüger Aufnahme in den "Verband Bildender Künstler" der DDR. Als ordentliches Verbandsmitglied wurde es ihm nun auch möglich, Arbeiten außerhalb kirchlicher Einrichtungen zu übernehmen. Die Kunst des heute zu Ehrenden kann man mit gutem Recht großartig nennen. Seine Stimme dagegen ist eher leise. So ist kaum zu vermuten, dass er auch ein durchaus streitbarer Mensch ist. In den Jahren vor der Wiedervereinigung offenbarte er ein mutiges humanitäres Engagement in unserer Stadt, denn er öffnete sein Künstleratelier für damals unerlaubte Treffen getrennter Familien der früheren Sowjetunion sowie aus Ost - und Westdeutschland. Durch sein unermüdliches Bemühen war ebenso die Rettung bedeutender Kunstwerke von Katharina und Annemarie Heise vor der totalen Vernichtung möglich. Für sein großartiges Wirken wurde Christof Grüger im Jahr 2005 mit der "Ehrennadel des Ministerpräsidenten Sachsen-Anhalt" ausgezeichnet." Im Anschluss an diese Laudatio zeichneten Hans-Jürgen Haase und Reiner Hornich den Künstler offiziell mit der Ehrenbürgerwürde aus. Herzlichen Glückwunsch!