Christof Grüger und Dario Malkowski Ehrenbürger

der Auszeichnungen. Reiner Hornich hatte die Künstler und Gäste zunächst herzlich im Rathaus begrüßt, und der Einladung zur feierlichen Ehrung waren neben vielen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Stadträten und weiteren Ehrengästen unter anderem auch die Gattin des Bildhauers Malkowski und der Bundestagsabgeordnete Burkhard Lischka gefolgt. Ein klassisches Trio um den Pianisten Vivian Anastasiu hatte die Ehrung musikalisch eindrucksvoll umrahmt - es erklang unter anderem das bekannte "Over the rainbow", gesanglich unter die Haut gehend interpretiert von Juliane Behrens. Driiter im Bunde war der Bassist Ingo Fenger. Nachfolgend veröffentlichen wir Auszüge aus der Einführung in die Laudationes durch das Stadtoberhaupt (Die Laudationes werden gesondert veröffentlicht.: "?Ich möchte diesen denkwürdigen Tag mit zwei Zitaten von Oscar Wilde aus dessen "Dorian Gray" beginnen: "Wer in schönen Dingen schöne Bedeutung findet, hat Kultur. Für ihn ist Hoffnung." Und: "Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand. Das Außergewöhnliche ihren Wert ?Die Ehrenbürgerschaft ist außergewöhnlich und nicht mehr und nicht weniger als die höchste Auszeichnung, welche die Stadt Schönebeck (Elbe) vergeben kann. Ich darf der Projektgruppe "Galerie im Atrium" herzlich für die beiden sehr weisen Beschlussvorschläge für den Stadtrat Dank sagen - und ich gebe hier gerne zu Protokoll, dass sie sich vollauf mit meinen eigenen Intentionen deckten. Der Projektgruppe gehören die Damen und Herren Dorothea von Pock, Hans-Hermann Laube, Friedrich Husemann, Christa Huppertz und Uli Scholz an. Mein Dank gilt ebenso dem Stadtrat, der die beiden Vorschläge am 29. September dieses Jahres einstimmig angenommen und beschlossen hat.

Ehrenbrger_SBK_Grger_Hier und heute sitzen mit Christof Grüger und Dario Malkowski als Auszuzeichnende herausragende Protagonisten und Pioniere des großen Menschenthemas Kultur im Allgemeinen und der Bildenden Kunst im Besonderen vor uns. Aber es ist nicht das große Lebensthema der Kunst allein, welches die beiden zu Ehrenden für diese Auszeichnung prädestiniert, denn auch Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, Geistliche, Ärzte, Lehrer, Sportler und Andere haben sich große Verdienste um die Entwicklung unserer Stadt erworben. Nein, bei diesen beiden Schönebeckern geht es um mehr. Es geht um die sich abhebende, herausragende Qualität ihres Werkes und ihres Wirkens über viele Jahrzehnte hinweg, um ihre individuelle Schaffenskraft und Wirkungsmacht. Es geht um ihre singuläre Schöpferkraft, die sich bei Christof Grüger bis in die Basiliken von Kirchen vieler deutscher Städte und im Falle von Dario Malkowski bis nach New York verbreitet hat. Christof Grüger hat die in diesem Saal hängende Wachsbatik des Feuervogels von Igor Strawinski geschaffen. Die Hände von Dario Malkowski gestalteten die Soleperle im Solequell von bad Salzelmen. Es geht um die großartige menschliche Dimension der künstlerischen Ausstrahlung dieses Schaffens und den sozial-ethischen Wertekanon, den es verkörpert. Das Gesamtwerk der beiden großartigen Schönebecker Künstler setzt wundersame Kontrapunkte zu einer postmodernen Zeitepoche, in der zunehmend nur die kalten Maßstäbe von Vermassung und technisch-ökonomischer Rasanz zu gelten scheinen. Niemand will einer gesunden wirtschaftlichen Entwicklung widersprechen, ganz im Gegenteil, aber wenn es richtigerweise heißt, "Nicht alles ist Wirtschaft, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts", dann muss die Ergänzung erlaubt sein: Auch ohne Kultur ist alles nichts. Wie armselig, krank und entseelt wäre eine Welt ohne Kunst und Kultur? Was wären wir für gesichtslose Kreaturen, die lediglich konsumieren, sprich vegetieren? Die Kontrapunkte des Glas- und Textilgestalters und des Keramikers und Bildhauers spiegeln und mahnen aus sowohl religiöser als auch aus säkularer Sicht die zivilisatorische Qualität unserer Gesellschaft, ihre soziale Kompetenz und die Kultiviertheit des Umgangs miteinander. Es geht den Künstlern nicht zuletzt auch um die komplexe Dimension des Verhältnisses von Alt und Jung, Stark und Schwach, Gesund und Krank, Gebildet und Ungebildet. Sie - und das gilt für beide, obwohl sie doch sehr unterschiedlich sind - erreichen eine hinter dem diesseitigen Alltag liegende Sinnestiefe und stellen mittelbare Fragen wie jene nach dem Verhältnis von Wissen und Gewissen, von Rationalität und Emotionalität, von der Spannweite zwischen dem ICH und dem WIR - und ganz philosophisch vom HABEN und SEIN. Dem Lauten, Schnellen und dem täglich immer mehr Werdenden stellen Dario Malkowski und Christof Grüger Meisterwerke in Farbe und Form entgegen, die unser Herz erfreuen und unsere Gedanken in Bewegung bringen. Sie wollen sagen, es geht auch langsamer, leiser und weniger. Vor allem aber spiegeln die Werke dieser Künstler eine kritische Ästhetik, die uns auf dem Wege des entspannten Genusses und der Besinnung von der äußeren zur inneren Schönheit gelangen lässt. Wir erfreuen uns an diesen Werken, aber wir finden auch den Weg zu heiterer Melancholie und zu ernster Nachdenklichkeit. Zwar haben viele Künstler unserer Stadt diese oder ähnliche Ansprüche, aber die Geehrten genügen ihnen in einem besonders ausgereiften Maße. Es gibt im regionalen Blickfeld wohl nur wenige, die all diese Qualitäten gestalterischer Reife und Wirkungskraft in ihrer Schöpferkraft vereinen. In Schönebeck sind es heute vor allem die beiden vor uns sitzenden Männer - der eine der angesehene Glas- und Textilgestalter als Nestor unserer Künstlerschaft, der andere der der Sehkraft beraubte, über die Maßen verdienstvolle Lehrmeister der Kunst. Herzlichen Glückwunsch deshalb zur Ehrenbürgerwürde!