Pogromnacht: Gedenken am Holocaust-Mahnmal 2018

"Heute jährt sich die schreckliche Pogromnacht gegen die jüdische Bevölkerung am 9. November 1938 zum 80. Male. Es ist dies ein Jahrestag, der uns unsere Köpfe senken lässt. Viele Menschen werden deshalb nicht müde, dieses folgenreichen, tieftragischen Ereignisses im Deutschland der Naziherrschaft zu gedenken. Und auch wir Schönebeckerinnen und Schönebecker versammeln uns Jahr für Jahr hier am Holocaust-Mahnmal von Christof Grüger, um an die jüdischen Opfer unserer Stadt, aber auch an alle Millionen Opfer dieses Völkermords und auch der Kriegsverbrechen zu erinnern.

Was mit dem 9. November 1938 begann und sich so unfassbar fortsetzte, war ein singuläres Verbrechen von solch einem Ausmaß, wie es Worte nicht fassen können. Man kann diese Geschehnisse, dieses unsägliche, durch das Nazi-Regime verursachte Morden einfach nicht mit Worten bewältigen oder verarbeiten. Noch viel weniger das millionenfache Leiden und Sterben der Opfer. Dazu reicht unser vorhandenes Sprachvolumen nicht aus. Keine einzige Sprache der Welt könnte dies angemessen ausdrücken. Wir alle können nur immer wieder versuchen, an die dunklen Ereignisse zu erinnern, sie nicht zu vergessen und damit dazu beizutragen, dass sie sich niemals wiederholen mögen.

Ich bin immer wieder froh, dass sich unsere junge Generation, auch in den immer wieder nachwachsenden Jahrgängen, aktiv an den jährlichen Gedenken beteiligt. An diesem Gedenken am jährlichen 9. November, aber auch darüber hinaus. Die Recherche und Aufarbeitung unserer dunkelsten regionalen Geschichte ist zu einem Teil der politischen Kultur unserer Stadt geworden. Und über die Stadtgeschichte hinaus erinnern wir auch immer wieder an den großen Zusammenhang der zwölf Jahre währenden Nazidiktatur in unserem Lande. So war es auch bei der heute zu Ende gegangenen, neuerlichen Schönebecker Ausstellung über das Schicksal des jüdischen Mädchens Anne Frank.

Viele Mädchen und Jungen unserer Schulen haben sich aktiv und erfolgreich als Peer-Guides engagiert und haben Besucher informiert und durch die Ausstellung geführt. Und sie haben dies gern und engagiert getan. Wie ich erfahren habe, war die Resonanz auf die Ausstellung sehr groß, weit über 700 Menschen konnten erreicht werden. So kann ich das heutige Gedenken auch zum Anlass nehmen, den jungen Begleitern der Ausstellung, aber auch dem Trägerkreis mit dem Verein Rückenwind, dem Stadtseniorenrat, den Schulen und den beteiligten Kommunen herzlich zu danken.

Werte Anwesende,

Anne Frank erging es genauso wie vielen Schönebecker Jüdinnen und Juden, welche in die Hände unseres Holocaustmahnmals eingegraben sind. Heute gedenken wir ihres schrecklichen Schicksals abermals, und wir werden niemals nachlassen und dieses Gedenken auch in Zukunft fortsetzen. So freue ich mich auch sehr, dass es gelungen ist, heute einen Zeitzeugen der Pogromnacht in Schönebeck, Herrn Klaus Polczyk, für ein Gespräch mit Gymnasiasten im SCHALOM-Haus zu gewinnen.

Denn, verehrte Gäste,

das alte Wort von Bertolt Brecht aus seinem "Arturo Ui" gilt immer noch: "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch." Zitat Ende. An uns ist es, dem zu widerstehen. Die Kraft dazu haben wir, denn wir stehen auf dem festen Fundament von Humanismus, Demokratie, Rechtsstaat und Menschenwürde. Daran gilt es festzuhalten und diese Werte zu verteidigen. Danke."