Stadtwerke: Ausstellung mit Werken Heinrich Hukes des Jüngeren

huke_019_KopieAls Kind ist jeder Mensch ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“ Zitat Ende. Schöner Anlass dieser Ausstellung ist der 75-jährige Geburtstag des Künstlers am 24. April dieses Jahres. Auch wenn dies schon einige Tage her ist, so darf ich Ihnen, lieber Herr Huke, angesichts dieses bemerkenswerten Jubiläums auch jetzt noch alles erdenklich Gute für zumindest das nächste Vierteljahrhundert wünschen! Werte Gäste, wir schauen heute auf den breit gefächerten Ausschnitt eines umfangreichen künstlerischen Schaffens, das wie wohl bei nur wenigen anderen auf das Engste mit unserer Heimatstadt Schönebeck an der Elbe verbunden ist. So dürfen wir den Maler Heinrich Huke senior wie auch seinen bei ihm von Kindes Beinen an in die Schule gegangenen Sohn wohl zurecht als „Stadtchronisten mit dem Pinsel“ bezeichnen. Heinrich Huke der Jüngere legt uns heute so wie schon sein Vater ein umfangreiches Werk vor, welches die sein Leben begleitenden Pinselstriche und Linien zeigt, und welches sensibel ausgewählte Augen-Blicke sowohl darstellt als auch herausfordert. Da der Vater unseres Jubilars selber Maler war, wurde beim Sohn schon früh das Interesse für die Malerei geweckt. Bereits mit fünf Jahren entstanden die ersten Zeichnungen. So ging der Jüngere durch eine strenge künstlerische Schule, er durchschritt die Mühen des Tals, um später den Gipfel seiner persönlichen Ausdruckskraft zu erklimmen. Wollte er seinerzeit zum Beispiel doch viel lieber bunte Märchenbilder malen, musste er sich zunächst einmal intensiv an der Perspektive einer einfachen Streichholzschachtel abarbeiten. Aller Anfang war also schwer, aber das Talent und die Fantasie waren da und waren erkannt worden, wie nicht zuletzt sein erstes Malheft zeigt. Bei aller Strenge war es immer auch das Spielerische, was sein künstlerisches Lernen begleitete.

Dieses Spielerische, der Fleiß des beständigen Übens und die mit dem Vorbild der Vaterkunst aufgesogene Schöpferkraft brachten „Heiner“ Huke, wie man ihn in engeren Kreisen nennt, auf seinem Wege voran. Auf diesem Wege lernte er auch den Zusammenhang zwischen dem Sinnesorgan Auge und der Kunst kennen. Viele Menschen nehmen bekanntlich entweder nur wahr, schauen nur oder glotzen gar, wenn man ans Fernsehen oder ans Smartphone denkt. Als Künstler muss man jedoch größere Anforderungen an das Auge haben, und erst das anspruchsvollere, eigentliche „Sehen lernen“. Das heißt, Heinrich Huke der Ältere brachte dem Jüngeren auch bei, den richtigen Blick für eine gelungene Motivauswahl, für die Perspektive, für die Bildkomposition, für Licht und Schattenwirkungen, für Linienführung, Kontraste und nicht zuletzt für die Farbharmonien zu gewinnen und zu entwickeln. So war es dann nur folgerichtig, dass Heiner Huke nach Grundschule und Malerlehre bald eine Fortbildung an der angesehenen Kunstgewerbeschule Magdeburg in der dortigen Brandenburger Straße durchführte. Den größten Erfahrungsschatz sammelte er jedoch wie beschrieben bei seinem alten Herrn zu Hause. 

huke_028_KopieDort erlernte er das Zeichnen, die Grundvoraussetzung der Malerei, sowie später die Öl-, die noch schwerere Aquarell- und auch die Pastellmalerei. So kam zum Grundtalent und der Fähigkeit, richtig „sehen“ zu können, auch noch das handwerkliche Geschick beim Umgang mit dem Material hinzu. In allen diesen Techniken erfasste er mit Pinsel und Farbe unsere Heimatstadt aus unterschiedlichsten Blickwinkeln und die Natur ringsum dazu. Er malte und zeichnete Straßen, Plätze, Gebäude, Landschaften, darunter scharf beobachtete Baumstudien, weiterhin schuf Heinrich Huke Porträts, Akte und sogar zahlreiche Karikaturen.  Sie alle können sich auch von deren augenzwinkernder Qualität in der Ausstellung überzeugen. Und noch etwas: Man weiß ja, dass Bildende Künstler Skizzenbücher haben und mit sich herumtragen. Heinrich Huke aber besitzt ein ganz besonderes. Er nutzt sein dickes Sudokubuch, um auf den weißen, unbedruckten Zwischenflächen seine ersten Mal-Ideen und Gedanken festzuhalten. Dieser kreative Wälzer – und er hat schon einen zweiten angefangen – darf schon für sich allein als kleines Kunstwerk angesehen werden, man kann sich auch davon hier und heute in der Ausstellung überzeugen. Zurück zum Werdegang. Neben seinem künstlerischen Schaffen gründete der Sachsenländer später einen eigenen Werbebetrieb in Schönebeck. Hier konnte er die Erfahrungen der Malerei ebenfalls mit einbringen. So durchdringen und ergänzen sich Hobby und Beruf und wer kann dies schon von sich sagen. Huke der Jüngere versteht sich deshalb auch in der Dekorationsmalerei und in der Schriftgestaltung. So hat er beispielsweise auch den Biber und seine Variationen als Maskottchen der Stadtwerke entworfen. Wenn er sich heute in diesem Hause wiederfindet, hat er also punktgenau den richtigen Standort gewählt. Für den Schönebecker Teil des Festumzuges zum Sachsen-Anhalt-Tag hat er zuletzt das repräsentative Schild geschaffen, welches für unsere Stadt warb.

Hatte er zu DDR-Zeiten damit begonnen, die Werbung für das Sprengstoffwerk und u.a. die Brauerei zu realisieren, konnte er heute beispielsweise zur Ausstellung über das Ringheiligtum im Kreismuseum beitragen. Mit seiner lieben Frau, die immer und überall an der Seite von Heinrich Huke steht, teilt er das Festhalten an den guten alten Werten des Zusammenlebens. Den beiden ist dabei auch nicht verborgen geblieben, dass manche dieser Werte in der Raserei des digitalen Zeitalters verloren gehen. Familie, Freundschaft, menschliche Nähe, sozialer Zusammenhalt. Wenn alles überall und immer verfügbar ist, dann gibt es nichts mehr Besonderes, beklagen sie. Besonderes aber, das kann man mit Fug und Recht sagen, ist im Hause Huke seit Jahr und Tag immer wieder entstanden. Ein Werk, das bleiben wird und das den Betrachter mit seiner Stadt und Region verbindet. Man erkennt seine Heimat einfach wieder, erfreut sich daran und darf auch ein ganz klein wenig stolz darauf sein. Ich denke, das will uns der Künstler mit seinem Werk auch sagen. 

huke_027_KopieWas zum Beispiel die städtischen Motive angeht, lag es nahe, dass ihm – so wie seinem Vater auch – besonders Motive in Bad Salzelmen, in der Altstadt, am Elbufer und in den Auen des Flusses vor das künstlerische Auge gerieten. Aber mehr noch  als etwa ein Fotograf erfassten die Künstler so etwas wie die Aura des Bildgegenstandes, vertieften damit den Eindruck des Betrachters, verdichteten den Bildinhalt so, dass er haften bleibt. Es ist ja das Unbeschreibbare, was uns an der Kunst fasziniert – eben das, was zwischen dem Künstler und dem Motiv liegt, etwas Atmosphärisches, was viel mehr ist als nur die Abbildung der Wirklichkeit. Dieses, was mehr ist als nur ein Spiegel, lässt uns lächeln oder traurig sein, berührt uns, prägt sich uns ein. So macht uns ein Künstler Türen auf in Welten, die uns in der Hektik des Alltags verborgen geblieben wären. Hinzu kommt das große Thema der Schönheit, der ästhetische Genuss. Denn auch der Betrachter kann in diesem Sinne das Sehen lernen, wenn er denn bereit ist, sich selbst und diese Tür aufzuschließen. In diesem Sinne haben die Heinrich Hukes beide einen großartigen und kaum verzichtbaren Beitrag zur kulturellen Identität unserer Stadt Schönebeck (Elbe) beigetragen…“