Stimmungsvolles Jahresfest im Schönebecker Schniewindhaus

145bouleschniewind_074kleine Meisterwerk wurde den Gekommenen direkt an der Bühne präsentiert. Die Bischöfin  - im Übrigen mit dem gleichen Geburtsjahr 1957 wie das Haus - erinnerte an den „Pionier“ des Schniewindhauses, Pfarrer Jansa, der ein Begehren erweckt hatte, welches die Schwesternschaft in ihrem geistlich-seelsorgerischen Zentrum sodann und bis heute engagiert und mit Freude im Herzen in die Tat umsetzten. Sie dankte dafür herzlich. Sie stellte fest, dass viele Menschen unterschiedlicher Herkunft ins Schniewindhaus kommen, „auch jene ohne gutbürgerliche Anbindung“. Während die beiden Pröpste den geistlichen Anspruch des Hauses und seines „frischen Windes“ hervorhoben, ist für Superintendent Porzelle das Schniewindhaus eine Solitärpflanze im großen Garten des Kirchenkreises Egeln – ein seit 60 Jahren tief verwurzelter Baum, der sprießt und Blüten treibt. Auch das angrenzende Haus lebe nicht von toten Steinen, sondern sei ein lebendiger Organismus mit Gottes Geist. Pfarrer Beyer freute sich über das Blau-weiß der Schwestern, welche den Himmel widerspiegeln würden, in dessen ökumenischen Kontaktkreis auf Erden das Schniewindhaus somit eigene Farben einbringen würde. Die Schauspielerin Cornelia Jahr, die schon vor 40 Jahren Gast des Hauses war, rühmte die dortige Stille und Herzlichkeit seitens der Schwesternschaft. Im Folgenden veröffentlichen wir Auszüge des Grußwortes von Oberbürgermeister Bert Knoblauch: „Hier lernen Menschen aus vielen Teilen Deutschlands, die sich in schwierigen persönlichen Situationen befinden, das Wiederaufstehen, das Nach-vorn-Schauen. Hier bei Ihnen, hier bei uns in Schönebeck erfahren sie Lebenshilfe im besten Sinne, sie erlangen Mut und Kraft und Zuversicht zurück … Von manch rauen Winden und Stürmen des Lebens gezeichnet, finden Menschen bei Ihnen hier ein Dach, unter dem sie zur Ruhe kommen, Frieden finden und vielleicht sogar wieder das Lächeln lernen … Wir wissen, was wir als Stadt Schönebeck (Elbe) mit und an dem Schniewindhaus haben. Und wir sind sehr dankbar dafür. Das Haus ist denn auch keinesfalls eine unzugängliche Insel im Stadtgebiet. Es ist vielmehr eine Oase, in der man einerseits immer willkommen ist, die jedoch auch umgekehrt ihr lebensspendendes Wasser im übertragenen Sinne in die Stadt trägt. Rein geografisch gesehen, liegt das Schniewindhaus eher am Rande der Stadt. Aber substanziell liegt es mitten drin. Es ist sozusagen „mitten unter uns“ allen. Es sei mir erlaubt, nur einige wenige Beispiele dafür zu nennen:

•             Zum einen ist das Schniewindhaus als kirchliche Einrichtung offen für die anderen christlichen Konfessionen, sucht die Zusammenarbeit,  ist integraler Bestandteil der ökumenischen Arbeit.

Allein das Schalomhaus in der Republikstraße ist ein hervorragendes Beispiel dafür, hier nicht zuletzt die Begleitung und Bewertung der Schülerprojekte im Rahmen des erfolgreichen Judy-Urman-Preises.

•             Persönlich fallen mir weiterhin die jährlichen Gedenkfeiern anlässlich der dunklen deutschen Pogromnacht am jeweiligen 9. November am Holocaust-Mahnmal im Nicolaipark ein. An diesen hat das Schniewindhaus einen ganz maßgeblichen Anteil. Neben vielen anderen leisten Schwester Petra Wagner und Herr Golling hier eine unverzichtbare Arbeit.

•             Von dort schlägt sich der Bogen schnell zu den Schulen hinüber, in denen das Haus zum Beispiel durch die Vermittlung von Referenten dabei hilft, die regionale jüdische Geschichte zu erläutern. Schülerinnen und Schüler waren es ja auch, welche das Einbringen der Stolpersteine in das Pflaster vor ehemals jüdischen Wohnungen aktiv begleiteten.

•             Die Stadt Schönebeck (Elbe) hat es ebenso dem Schniewindhaus zu verdanken, dass ihr Name im Jahre 2008 in einen Stein der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem eingraviert worden ist. Dies ist, denke ich, ein ganz besonderes Verdienst, für das wir sehr dankbar sind.

Ich möchte ich es nicht versäumen, dem Julius-Schniewind-Haus und allen seinen hier tätigen Menschen zum weiteren, zweiten schönen Anlass der heutigen Jahresfeier zu gratulieren: Zum erfolgreichen Abschluss des herausfordernden Bauprojektes der Erneuerung des Haupt- und Gästehauses! Auch darauf - jedermann man kann es in Augenschein nehmen – dürfen Sie alle sehr stolz sein. Und wie ich gern erfahren habe, konnten hier für die einzelnen Gewerke vor allem einheimische Unternehmen unserer Region beauftragt werden. Die gelungene Kombination von alt und neu hat sich gelohnt, wie man sieht.

Vergleichsweise „nur“ vier Fliegerbomben waren es, welche die Stadt Schönebeck (Elbe) im letzten Kriegsjahr 1945 getroffen hatten. Einem amerikanischen Offizier und dem damaligen Bürgermeister Kurt Bauer war es maßgeblich zu verdanken, dass die Stadt nicht so stark wie andere in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Eine der Fliegerbomben der Alliierten traf jedoch ausgerechnet dieses Schniewindhaus hier. Man kann die Spuren dieser Bombe heute noch sehen: Es sind Risse im Terrazzo-Fußboden des großen Flures im Haupthaus. So stand diese Bombe, standen diese Risse symbolisch auch für das Auseinanderreißen, das Trennen, die Spaltung, das Zerstören. Im Rahmen der jetzt abgeschlossenen Bauarbeiten wurden diese Risse nun fein säuberlich verfüllt und verfugt. Auch diese gewisse Heilung einer Wunde möge heute wieder eine Symbolkraft entfalten: Denn das Schniewindhaus steht für das Zusammenfügen, den Zusammenhalt, den Ausgleich, das Verbinden von Menschen, das Kitten von Rissen in menschlichen Biografien. Das Julius-Schniewindhaus steht somit sowohl für den äußeren als auch für den inneren Frieden.