Buch über Arbeitsdienst in ehemaliger „Lignose“ erscheint

authentischen Ort des Geschehens - das Gelände des ehemaligen Sprengstoffwerkes „Lignose“ im heutigen Industriepark West -  in Augenschein zu nehmen und Informationen über das Werk und weitere Umstände des Aufenthalts seiner Mutter dort in Erfahrung zu bringen. Besuchen im städtischen Presseamt und im Stadtarchiv folgte ein Rundgang durch das alte Werksgelände. Das Ehepaar zeigte sich von Schönebeck beeindruckt und dankbar, hier ein offenes Ohr für sein Anliegen gefunden zu haben. Das Buchprojekt stellt die „Geschichte einer in der Weimarer Republik geborenen Frau dar, die mit wachem Geist knapp 90 Jahre Deutschland erlebt“ hat, wie der Sohn es beschreibt. In der Nazizeit hatte es die junge Frau im Rahmen des Arbeitsdienstes von einem Lazarett in Prag über Waldheim im damaligen „Sudetengau“ bis nach Schönebeck an die Elbe verschlagen. In der alten Lignose war sie in der Zündhütchenproduktion beschäftigt und blieb nur durch die lapidare Entscheidung „Die Kleine nehme ich“ eines Vorarbeiters davor bewahrt, „nach unten“ zu müssen, wo das gefährliche TNT hergestellt und in Granaten, Minen und Torpedos für den Kriegseinsatz gefüllt worden war. Im Folgenden arbeitete die damals 18-jährige Anneliese unter anderem auch mit deportierten Polinnen und Russinnen zusammen. Sie war die damals jüngste Kriegshilfsdienstleistende in der Lignose, die jüngste unter etwa 700 „Kriegsdienstmaiden“, wie man sie seinerzeit nannte. Anneliese Roth war „ein Nichts in einer Welt der Strukturen, Nummern, Befehle, des Gehorsams und der Angst“, so der Autor. Wie es weiterging, wird man im Buch lesen können. Aus der Lignose gingen nach dem Kriege das VEB Sprengstoffwerk und später die SK Jagd- und Sportmunition hervor.