25 Jahre Garbsen-Schönebeck: Partnerschaft gewürdigt

Bürgermeister Dr. Christian Grahl sagte unter anderem: ?Es tut gut, bei Freunden zu Gast zu sein. ?Freundschaft fordert nicht, sie schenkt.? So drückt es Fred Ammon aus. Wenn wir uns die durchaus bewegte Geschichte unserer Städtepartnerschaft, unserer Freundschaft, ansehen, muss ich sagen: Er hat Recht. In den bewegten Jahren der Wendezeit, aber auch lange danach, zuletzt 2013, haben Garbsener Bürger, die Freiwillige Feuerwehr, Politik und Verwaltung unseren Freunden an der Elbe immer wieder tatkräftig auf unterschiedlichsten Wegen unter die Arme gegriffen. Als Bürgermeister bin ich stolz auf diese Männer und Frauen. Aber eine Freundschaft muss auch gelebt werden. Das gilt insbesondere für Städtepartnerschaften. Anstandsbesuche allein genügen da nicht. Ich bin deshalb froh, dass wir in diesem Jahr zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen durchführen. Ein weiterer Höhepunkt wird sicher die gemeinsame Feier zum 25-jährigen Bestehen der Deutschen Einheit sein. Besonders bedeutsam ist, dass wir auch die Jugend einbeziehen. Sie ist es, die einmal die Tradition unserer Freundschaft übernehmen wird. Dann wird sich auch zeigen, ob unsere Bemühungen fruchtbar waren. Angesichts der neuen Dynamik und des Einsatzes unserer Partnerschaftsvereine mache ich mir darüber keine Sorgen. Das ist das Verdienst der Ehrenamtlichen, und dafür danke ich Ihnen sehr! ? In Ost und West folgt die politische Agenda der Kommunen den gleichen Stichworten. Die Aufgaben werden größer, wir müssen Schritt halten. Schön, dass wir dabei Freunde an unserer Seite wissen. Ich versichere Ihnen: Garbsen wird weiter ein treuer Freund bleiben. Und ich werde weiter alle Bemühungen unterstützen, um unsere Freundschaftsbande noch enger zu knüpfen.?

Zuvor hatte Oberbürgermeister Bert Knoblauch die Anwesenden unter anderem wie folgt begrüßt: ?Ich bin zwar erst knapp zwei Jahre im Amt, aber wenn ich zwei Begriffe mit dieser deutsch-deutschen Partnerschaft verbinde, dann sind es die Treue der Garbsener und unsere Dankbarkeit gegenüber ihnen: Nicht nur am heutigen Tage spiegelt sich diese Treue wieder: Was mit den Pionieren der Partnerschaft wie Günter Heidkämper, Heinz Landers oder den heute anwesenden Erika Böker, Wolfgang Fuchs und Hartmut Büttner vor 25 Jahren begann, setzt sich bis heute konsequent und mit viel Herzblut fort. Es gab noch viele weitere Personen, die diese Partnerschaft mit auf den Weg brachten wie etwa die beteiligten Stadtoberhäupter Küllmei, Galler und Haase? Werte Gäste, so setzt sich das Gefühl der Dankbarkeit weiter fort, wenn ich an die folgende Entwicklung der Partnerschaft denke: an die Hochwasserereignisse von 2002 und 2013, als die Garbsener ? vor allem mit ihren Feuerwehren zum Beispiel aus Heitlingen und Frielingen ? zur Stelle waren und uns tatkräftig bei der Bewältigung dieser Katastrophen unterstützten. Da waren die verschiedenen Stadtfeste vom 775-jährigen Bestehen Schönebecks bis zum Vereinsfest in Garbsen in diesem Jahr. Weiterhin freuten wir uns über die Sportkontakte, die Vorlesewettbewerbe der Grundschulen, den Sternmarsch für Demokratie und anderes mehr. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, auch den beiden Partnerschaftsvereinen herzlich für ihr städteverbindendes Engagement zu danken. So münden die Bemühungen der Stadtverwaltungen in konkrete Partnerarbeit der Bürgerinnen und Bürger.

Die Menschen von Elbe und Leine

Stellen ganz viel auf die Beine

Sie reichen sich einfach die Hand

Und knüpfen ein festes Band

Hartmut Büttner würdigte anschließend ausführlich den Beginn der Partnerschaft: ?Der konkrete Jubiläumstermin war ja bekanntlich bereits der 23.Juni. Von Garbsener Seite gehen die Bemühungen um Aufnahme einer Partnerschaft mit einer Stadt in der DDR bis zum Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrtausends zurück. Bereits damals hatte die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Garbsen einen ersten Antrag gestellt. Mitte der achtziger Jahre stellte ich als Vorsitzender dieser Fraktion diesen Antrag erneut. Die Garbsener hatten damals jedenfalls keine Chance bekommen, den Wunsch auch umzusetzen. Zur Erinnerung: Allein die allmächtige SED bestimmte, ob es Städtepartnerschaften zwischen den Kommunen der beiden damaligen deutschen Staaten gab?Eine freie Börse für Partnerstädte gab es jedenfalls in dieser Zeit nicht. Die Garbsener mussten bis zum 9. November 1989 warten. An diesem Tag fiel die Mauer, und die unüberwindliche und tödliche Grenze, die Berlin, die Deutschland und die ganz Europa teilte, wurde endlich geöffnet.  Sofort wurde in Garbsen eine interfraktionelle Gruppe ausgewählt, die sich Anfang 1990 zur "Brautschau" in die DDR aufmachte. Zuvor waren verschiedene Möglichkeiten einer Städtepartnerschaft analysiert worden. Dieser Gruppe gehörte auch die Sozialdemokratin Erika Böker an. Weiterhin gehörte zur Findungskommission mit Heinz Landers ein Vertreter der Verwaltung. Die dritte Person  dieser Gruppe war der Christdemokrat Günther Heidtkämper. Diese drei Persönlichkeiten sind von mir vor einigen Wochen als Pioniere unserer Städtepartnerschaft bezeichnet worden. Beim Betrachten der Fotos der 1990 wirklich sehr jung aussehenden Persönlichkeiten wurde sofort das Wort von den drei jungen Pionieren aus Garbsen kreiert. Ich selbst war 1990 Fraktions- und Parteivorsitzender der Garbsener CDU und konnte die Rückkehr des Dreigestirns nach Garbsen kaum abwarten.

Ich hatte nämlich schon einen Bus für Samstag den 4. Februar gechartert. 35 Mitreisende hatten sich bereit erklärt, um eine Woche später in die neue Partnerstadt aufzubrechen.

Drei Städte standen zur Auswahl: Grimma in Sachsen, sowie Burg und Schönebeck in der Nähe von Magdeburg. Grimma war zu weit weg. Bei Burg und Schönebeck gab es aber noch ein wenig Klärungsbedarf. Hier kam uns ein Gast aus der DDR zu Hilfe. Dr. Udo Rönnecke war Tierarzt in  Möckern. Er war dort bei KIM beschäftigt. Er sagte wörtlich: "Wenn das mit uns aus der DDR und der Bundesrepublik in einem gemeinsamen Deutschland mal etwas werden soll, dann darf dies keine Partnerschaft der Funktionäre werden, sondern dann müssen ganz normale Menschen dabei mitmachen können. Rönnecke weiter:

"Die Abwägung zwischen Burg und Schönebeck wird hingegen schwieriger. Burg ist meine Kreisstadt und historisch sehr schön. Bei uns in Burg haben aber die alten roten Socken von der SED das Heft noch fest in der Hand. Aber in Schönebeck gibt es jetzt eine deutliche Aufbruchstimmung. Was in Leipzig die evangelische Kirche und die Montagsdemo ist, ist in Schönebeck das Dach der katholischen Kirche und eine Donnerstagsdemo." Und dann kam der für mich entscheidende Satz: "Und außerdem ist Schönebeck mindestens genau so hässlich wie Garbsen - sie würden gut zueinander passen." Zuerst waren es die Garbsener Parteienvertreter von CDU, SPD und FDP, die zumeist Woche für Woche nach Schönebeck fuhren, um z.B. an den von allen Kirchen getragenen "Gebeten zur gesellschaftlichen Erneuerung" mitzumachen. Wir Garbsener durften in Schönebeck etwas von der Kraft verspüren, mit der es die Menschen in der DDR geschafft hatten, eine Diktatur ins Wanken zu bringen. Der treffende Ruf ?Wir sind das Volk? wurde bald von einer Sehnsucht nach einem gemeinsamen Deutschland durch ?Wir sind ein Volk? abgelöst. Es gab aber auch sofort Gegenbesuche von Schönebeckern in Garbsen. Bald gab es allein mehr als 100 Kontakte zwischen Garbsener Firmen, vor allem aus dem Handwerk und Schönebecker Bürgern, die sich über Chancen, Risiken und Möglichkeiten eines eigenen Unternehmens in der sozialen Marktwirtschaft informierten. Auch erste Kontakte zwischen den Vereinen unserer beiden Städte entwickelten sich schon vor der offiziellen Aufnahme einer Städtepartnerschaft.  Es waren vor allem die Feuerwehren, die hier die Vorreiter waren.

Mit Klaus Jeziorsky wurde erstmals ein Landrat des Landkreises Schönebeck und mit Jürgen Haase erstmals ein Oberbürgermeister der Elbestadt demokratisch gewählt. Auf die neuen Mandatsträger kam gleich eine Sturzflut von neuen Aufgaben und Herausforderungen zu. Es gab damals wirklich ungeheuer viel zu tun. Viele Einzelpersonen, Vereine, Unternehmen und auch die Garbsener Stadtverwaltung versuchten beim Aufbau von neuen Verwaltungs- und Wirtschaftsstrukturen mitzuhelfen. Gleichzeitig erlebten die Menschen in Schönebeck eine völlige Veränderung ihrer bisherigen persönlichen Lebenssituation. Vor allem lernten viele die neue Geißel der Arbeitslosigkeit kennen. Von dieser nicht immer nur erfolgreichen Entwicklung blieben auch die Beziehungen der Städtepartnerschaft nicht unberührt. Manche Kontakte, die im Überschwang begründet worden sind, trockneten so auch langsam wieder aus. Wenn allerdings eine Stadt urplötzlich ein Unglück ereilte, dann hat sich unsere Städtepartnerschaft jedenfalls bestens bewährt. Ich denke hier an die beiden Elbehochwässer 2002 und 2013. Sofort halfen viele Garbsener Einzelpersonen, Vereine und Organisationen mit, um Seite an Seite mit den Schönebeckern die schlimmsten Auswirkungen des Elbehochwassers zu bekämpfen. Auch hier standen tage- und nächtelang die Feuerwehren in der vordersten Front. In der Stunde der Not waren Partner füreinander da. Trotzdem waren die Beziehungen im Laufe der Zeit zuletzt ein wenig eingerostet., haben aber jetzt wieder neue Impulse erfahren. Zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen prägen dieses Jahr 2015. Um die künftige Partnerschaft zwischen unseren beiden Städten ist mir nicht bange. Wir sollten gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen, um die Flamme der Partnerschaft dauerhaft mit Leben zu erfüllen.? (alle drei Reden sind gekürzt)