Schülerinnen aus Calbe mit dem Urman-Preis ausgezeichnet

anlässlich des Urman-Preises 2014 wurden zu Beginn der Veranstaltung verlesen. Sie bedankte sich nochmals für den Besuch der Schüler aus dem Dr.-Carl-Hermann-Gymnasium Schönebeck in Denver. Die drei diesjährigen Preisträgerinnen beschäftigten sich mit dem Thema des jüdischen Lebens in Calbe, nachdem sie von ihrer Lehrerin Helma Mitrasch auf den Urman-Preis aufmerksam gemacht wurden. Sie ließen sich die noch vorhandenen acht Grabsteine des jüdischen Friedhofes zeigen und fanden im Ehepaar Schütz wertvolle Zeitzeugen, die über die Familie Steiner zu berichten wusste. Zufällig bekamen sie von Marlis Krausholz einen interessanten Tipp. Die Mutter ihrer Kunstlehrerein Erika Bauermeister hatte als Kind eine jüdische Freundin namens Ruth Lipolz, die mit ihrer Familie 1939 aus Calbe verschwand. Traurige Gewissheit, was mit Ruth geschehen war, brachte erst ein Zeitungsartikel, der Ende vergangenen Jahres erschien. Ruth wurde damals deportiert und ist mit ihrer Familie in einem Konzentrationslager ermordet worden. Erika Bauermeister hatte über viele Jahre nur noch ein Klassenfoto, eine Mokkatasse, die ihr Ruth zum Geburtstag geschenkt hatte und ihre Erinnerungen. Das verarbeiteten die Schülerinnen aus Calbe und fügten diesen Aussagen noch einen literarischen, fiktiven Text hinzu. Die Geschehnisse im Konzentrationslager werden aus der Sicht eines SS-Mannes geschildert, der einen Moment auf das ausgesprochen hübsche Mädchen Ruth aufmerksam wird und darüber verwirrt ist. Dann kam auch Ruth zu Wort, die diesem SS-Mann zuwinkte. Ein Bild, das Bettina Komar gemalt hat, beschäftigt sich mit der Freundschaft der beiden Mädchen Erika und Ruth vor dem Hintergrund des Nazi-Terrors in ihrer Heimatstadt Calbe.

Urman-Preis_2014_KopieDie Zeitzeugen, das Ehepaar Schütz und Erika Bauermeister, waren selbstverständlich bei der Auszeichnung anwesend und erhielten einen herzlichen Dank von den drei Elftklässlerinnen. Die Jurymitglieder des Urman-Preises waren sich einig darin, dass den Schülerinnen etwas ganz Besonderes gelungen ist. Aufgrund der Einbeziehung der Zeitzeugen, der Schilderung der einzelnen Schicksale und kleinen, privaten Begebenheiten ist dieses Thema eindrucksvoll und anrührend bearbeitet worden. Die Schülerinnen wollten etwas anderes erfahren als nur die nüchternen Fakten der Geschichte. Ihre Arbeit rüttelt auf, geht zu Herzen, zwingt dazu, Position zu beziehen. Die Reise der Schönebecker Gymnasiasten nach Denver wurde kurz thematisiert. Die beteiligten Schüler haben vor, die Geschehnisse der Fahrt aufzuarbeiten und sich im nächsten Jahr damit für den Urman-Preis zu bewerben. Zudem gab Johannes Golling als Mitglied der hiesigen Arbeitsgruppe zur Verlegung der Stolpersteine den vorläufig letzten Termin bekannt. Am 23. April 2014 werden Steine in der Bahnhofstraße, der Steinstraße und der Calbeschen Straße verlegt. Auch hier brachten die Forschungen im Vorfeld neue Erkenntnisse zu Schönebecker Bürger jüdischen Glaubens. Die eindringlichen Worte von Dr. Lutz Miehe, Referent im Ministerium für Inneres und Sport Sachsen-Anhalts und zudem Jurymitglied, bekräftigten noch einmal das Anliegen der Schülerinnen, mit ihrer Arbeit einen anderen Eindruck hinterlassen zu wollen als nach dem Lesen nüchterner Fakten der Geschichte. Sie gaben der Veranstaltung einen würdigen Abschluss.
Britta Meldau
Stadtarchiv Schönebeck (Elbe)
Jurymitglied Urman-Preis