Freiwillige Feuerwehr: Personalnot in Plötzky setzt sich fort
zwei bis drei Jahre ausgebildet werden müssten: Grund-, Atemschutz- und Sprechfunkausbildung. Eigentlich wäre auch solch eine „doppelte“ Staffelstärke nur das Allermindeste, nötig wären noch viel mehr Kameradinnen und Kameraden. Hinzu kämen nötige Spezialisierungen, etwa als Maschinisten, Truppführer oder in technischer Hilfeleistung, von der fehlenden Wehrleitung ganz zu schweigen, die auch erst nach „fünf bis sieben“ Jahren entsprechender Lehrgänge als solche Führung übernehmen könnte. Außerdem gibt es in Plötzky auch keine Jugendwehr mehr. Die sechs genannten Kameraden aber verdienten Respekt und Anerkennung, so Vorwerk, wenn auch die durchschnittliche Teilnahme an der Ausbildung mit drei Kameraden nicht ausreichend gewesen sei. Ein Jahr lang war nun versucht worden, auch in Abstimmung mit der Stadtwehrleitung, dem Oberbürgermeister und Ortsbürgermeister, Nachwuchs zu gewinnen – so gut wie ohne Erfolg. Immerhin ist mit Moritz Schmeißer ein Kamerad neu gewonnen worden, der natürlich zunächst nur „Anwärter“ sein kann. Der Pretziener und Plötzkyer Wehrleiter stellte davon unabhängig fest, dass die Plötzkyer Wehr zumindest technisch sehr gut ausgestattet sei. 20 Dienstabende mit 90 Ausbildungsstunden seien durchgeführt worden. Zu 30 Einsätzen sind die sechs Plötzkyer im vergangenen Jahr mit ausgerückt, darunter vier Brände (mit einem Waldbrand) und zahlreiche technische Hilfeleistungen infolge der Sturmschäden. Die Zusammenarbeit mit der Stadtwehrleitung und der Stadt habe gut funktioniert. Vorwerk dankte hier insbesondere Frau Braune, aber auch dem Stadtgerätewart Kamerad Dietze für seine professionelle Unterstützung. Kritisch merkte er neben der Personalsituation an, dass die Risikoanalyse und Brandschutzbedarfsplanung nach seiner Auffassung die Gegebenheiten und Gefahrenpotenziale in Plötzky und Ostelbien als „riesiges Einsatzgebiet“ insgesamt zu wenig widerspiegeln würden. Dies sei auch im Stadtrat bemängelt worden, entgegnete Oberbürgermeister Bert Knoblauch, jedoch müsse man die fachlich basierte Darstellung des Gutachters, der das gesamte Stadtgebiet und alle Wehren betrachtete, zunächst einmal so hinnehmen. Das Stadtoberhaupt sprach von der Feuerwehr als „Herz eines Dorfes“, wovon man in Plötzky leider nicht mehr sprechen könne. Dennoch dankte er jenen Kameraden, welche „die Fahne weiter hoch hielten“, herzlich für ihre Leistungen und Einsatzbereitschaft, ebenso auch der Pretziener Wehr für die tatkräftige Unterstützung. Ein ausdrücklicher Dank ging auch an die Stadtwehrleitung mit Uwe Tandler und an Christian Ballerstedt, der die Wehr bis zum März 2017 übergangsweise geleitet hatte. Auch Bert Knoblauch bedauerte, dass die Aufrufe zur Mitgliedschaft in der Feuerwehr in Plötzky nicht gefruchtet haben. Angesichts der Tatsache, dass die Stadt als Träger der Freiwilligen Feuerwehren deren Einsatzfähigkeit absichern müsse, muss mittelfristig auch die Fusion der Plötzkyer mit einer anderen Wehr ins Auge gefasst werden, zudem man selbst bei neuem Personal sieben Jahre für das Funktionieren einer neuen Wehrleitung brauchen würde. So appellierte der Oberbürgermeister nochmals an alle Beteiligten, bei der Stange zu bleiben und alles zu tun, den Brandschutz für Plötzky aufrechtzuerhalten. Personalprobleme gebe es im Übrigen flächendeckend, das sei ein gesellschaftliches Problem, unterstrich er. Was die notwendige Anpassung von Ausbildungszeiten angeht, war sich das Stadtoberhaupt mit Stadtwehrleiter Uwe Tandler einig, der ebenfalls von einem antiquierten Ausbildungssystem sprach, welches zu viele Wochenenden in Anspruch nehme. Tandler zeigte sich indessen froh, dass in Plötzky überhaupt diese Jahreshauptversammlung durchgeführt werden könne, aber ihm „blute das Herz“, wenn er mit ansehen müsse, wie die Alters- und Ehrenkameraden nun den jetzigen Zustand ihrer Wehr mit ansehen müssten. Trotzdem dankte auch er allen Kameraden, die die Fahne weiter hochhielten. Er sprach von „Scham“ angesichts der Einwohnerzahl von über 1000 in Plötzky und der dennoch so geringen Besetzung der Feuerwehr. Die Personalgewinnung sei letztlich aber eine politische Aufgabe des Trägers. Die Maßnahme zur Anpassung der Alarm- und Ausrückeordnung im Interesse der Zusammenarbeit von Pretzien und Plötzky sei aber gelungen, die dem vorausgegangenen Krisensitzungen also konstruktiv gewesen. Ortsbürgermeister Prof. Kütz konnte zwar zumindest einen gewissen Zuzug für seine Ortschaft konstatieren, beschrieb aber dennoch die Mitgliedergewinnung, den Aufbau einer Jugendwehr und das Thema „mögliche Anbindung an den Pretziener Förderverein“ als weiterhin wichtigste drei Aufgaben der Zukunft. Man müsse eben immer wieder persönlich für eine Mitgliedschaft in der Plötzkyer Wehr werben. Er wolle sich auch um einen Auszug aus dem Einwohnermeldeverzeichnis bemühen, um einen Überblick über mögliche neue Feuerwehrkameraden zu bekommen. Junge Mitglieder in Pretzien ausbilden und zunächst Teil der dortigen Jugendwehr werden zu lassen, habe sich bereits bewährt. Michael Vorwerk nannte den Aufbau einer eigenen Jugendwehr in Plötzky denn auch ein zwar hehres, aber illusorisches Ziel, solange es keine Wehrleitung gebe. Er regte überdies an, dass die städtischen Unternehmen „echte“ Anreize für Feuerwehrleute schaffen sollten. Der Aufbau einer Kinder-Feuerwehr sei derzeit weder personell noch zeitlich zu stemmen, ergänzte er. Stadtrat Frank Schiwek richtete die Grüße seiner SPD-Fraktion aus und wies mit Blick auf die kritisierte Risikoanalyse darauf hin, dass diese kein festgeschriebenes Papier sei, sondern immer wieder angepasst werden könne. „Wir dürfen bei allem nicht verlernen, miteinander zu reden“, appellierte er an die Anwesenden. Der Stadtsicherheitsbeauftragte Siegried Kliematz zeigte sich erfreut, dass die genannten sechs Plötzkyer Kameraden unfallfrei geblieben seien. Wenn sich ein Sicherheitsbeauftragter für Plötzky fände, würde er ihn unterstützen, sagte er. Zum Abschluss der Jahreshauptversammlung gab es folgende Ehrungen, Beförderungen und Funktionsübertragungen:
Langjährige Mitgliedschaft: 20 Jahre Kamerad Thomas Erxlebe, 50 Jahre Kamerad Hans-Joachim Butz (Foto oben, mit Michael Vorwerk)
Beförderung zum Oberfeuerwehrmann: Kamerad Thomas Erxlebe (Foto unten 2.v.l.)
Funktionsübertragung zum Gruppenführer: Kamerad Christian Pfanne (Foto unten, 4.v.l.), Kamerad Andre` Römer