Rathauspreise 2009 für Ulrich Lieb, Günther Schlegel und Dieter Schüler
Hans-Jürgen Haase: ?Der Stadtrat verleiht den Rathauspreis für das Jahr 2009 heute zunächst an Sie, sehr geehrter Herr Pfarrer Lieb, und an Sie, sehr geehrter Herr Pfarrer Schlegel. Herr Lieb erhält die Auszeichnung ?aufgrund seines gesellschaftlichen und kulturellen Wirkens in Schönebeck sowie seiner Aktivitäten während der politischen Wendezeit im Jahre 1989?. Herrn Schlegel ehren wir wegen seines ?unermüdlichen Bemühens um die Sanierung der Johanniskirche in Bad Salzelmen sowie ebenfalls aufgrund seiner Aktivitäten während der politischen Wendezeit im Jahre 1989?. Die großen Verdienste um die friedliche Revolution vor 20 Jahren in Schönebeck ? wir wissen es alle ? eint diese beiden Kirchenmänner. Gerade im 20. Jahr nach den denkwürdigen Ereignissen wurde uns erneut bewusst, welch mutige Frauen und Männer es damals gewesen sein müssen, die sich tapfer an die Spitze der einstigen Bürgerbewegung gestellt hatten. Was mit Demonstrationen, Flugblättern und den späteren ?Runden Tischen? begann, sollte eine gewaltige Veränderung im politischen Gefüge nicht nur Deutschlands, sondern ganz Europas und darüber hinaus nach sich ziehen, wie wir heute wissen. Immerhin fiel dann bald auch der Eiserne Vorhang zwischen den großen Weltmächten des Kalten Krieges. Dabei hatten die Bürgerrechtler und jene Menschen, die ihnen in immer größerer Zahl folgten, eigentlich doch anfangs nur das Ziel, die Verhältnisse in der DDR zu verbessern. Es war doch nur in zweiter Linie die große Politik mit Michail Gorbatschow an der Spitze, die damals eine wahrhaft neue Zeit anbrechen ließ. In erster Linie waren es die Menschen, die mutig und entschlossen auf die Straße gingen, um gegen die damaligen Verhältnisse zu protestieren. Viele Tausende Schönebecker gehörten dazu. An der Spitze dieser Bürgerinnen und Bürger standen in jenen Monaten drei Pfarrer. Es waren dies Ulrich Lieb, Günter Schlegel und der leider schon verstorbene Hans Gottschalk. An dieser Stelle sei angemerkt, dass wir Pfarrer Gottschalk nach der vorliegenden Satzung posthum leider nicht mehr mit dem Rathauspreis ehren können. Unserer Anerkennung und unseres Respekts ist er jedoch ebenso gewiss wie seine beiden Gefährten, Freunde und Mitstreiter. Meine sehr geehrten Damen und Herren, gemeinsam mit den Pfarrern Lieb und Schlegel hatte er die Montagsdemonstrationen durch die Friedrichstraße initiiert. In einem friedlichen Miteinander konnten viele Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt ihren Gedanken und Ängsten freien Lauf lassen und unter den schützenden Dächern der Kirche einen Ort finden, um auch in Schönebeck die Wende herbeizuführen. Ulrich Lieb war zudem einer der geistigen Väter des Runden Tisches in Schönebeck. Brennende Kerzen als Zeichen der friedlichen Revolution vor dem Haus der SED-Kreisleitung sind allen damaligen Teilnehmern in bleibender Erinnerung. Ich möchte den Pfarrern stellvertretend für alle Demonstranten heute noch einmal Dank sagen für Pionierleistungen, wie sie die Geschichte wohl nur einmal zu vollbringen erlaubt. Wir dürfen heute noch einmal dankbar dafür sein, dass diese Herbstereignisse des Jahres 1989 im Wesentlichen unblutig geschahen. Auch der Vermittlungsfähigkeit und Integrationskraft von Männern wie den drei Pfarrern ist diese Unblutigkeit ein Stück weit mit zu verdanken. Wer sich an die Demonstrationen von 1989 erinnert, der weiß, dass der Ruf von den Straßen und Plätzen zunächst lautete: ?Wir sind das Volk!?, bevor er dann in das allseits verbreitete ?Wir sind ein Volk? mündete. Die deutsche Einheit war und bleibt ein großes Glück, aber der ursprüngliche Ruf ?Wirsind das Volk? sollte auch heute nicht in Vergessenheit geraten. Ich denke, dies ist ganz auch im Sinne der heutigen Preisträger. Lassen Sie uns den Herbst des Jahres 1989 und die ihn verkörpernden Wertvorstellungen nicht vergessen und dennoch zuversichtlich nach vorn schauen. Verehrte Anwesende, der heutige Ordinariatsrat im Bischöflichen Ordinariat in Magdeburg Ulrich Lieb war über 17 Jahre vor allem auch als Pfarrer in der St.-Marien-Gemeinde in Schönebeck tätig. Ulrich Lieb ist jedoch nicht nur als Pfarrer mit seelsorgerischer Tätigkeit und geistigem Wirken in guter Erinnerung. Gemeinsam mit "seiner" Mariengemeinde hat er über Jahre hinweg das gesellschaftliche und kulturelle Wirken in unserer Stadt bereichert. Die Gemeinde ist Träger eines Kindergartens, die Jugendarbeit ist Erinnerungsstoff in vielen Köpfen aller Altersklassen - und nicht unerwähnt bleiben soll auch die Leistung der Caritas-Sozialstation, die unter Pfarrer Lieb aufgebaut wurde. Die über die Zeit hin notwendigen Sanierungsarbeiten an der Kirche wären sicherlich nicht in dem Maße möglich gewesen, wenn nicht Ulrich Lieb mit großer Kraftanstrengung und vielen Gesprächen für Unterstützer und finanzielle Mittel geworben hätte. Er hat diese Prozesse mit Herz und Seele begleitet. Nun, auch Günter Schlegel, heute im wohlverdienten Ruhestand, war 25 Jahre lang Pfarrer ? bekanntermaßen in der St.-Johannis-Gemeinde in Bad Salzelmen. Neben seinen schon erwähnten Leistungen in der Wendezeit stellt sein unermüdliches Bemühen um die Sanierung der St.-Johannis-Kirche ein weiteres großes Verdienst dar. Das in die Jahre gekommene Gotteshaus kam zum Dienstbeginn des Pfarrers einer Ruine gleich. Vernachlässigte Pflege, knappe Kassen im Arbeiter- und Bauernstaat und der Zahn der Zeit hatten die Kirche in einen erbärmlichen Zustand versetzt. Seine eigenen Hände, eine von ihm behütete Gemeinde und das unerlässliche Werben um Spenden und Fördergelder haben die Kirche in seiner Zeit in Schönebeck und darüber hinaus zu dem gemacht, was sie heute ist: eine der schönsten Kirchen in unserer Region, nicht zuletzt Abbild der breit gefächerten Geschichte unserer Salzstadt. Auch die kulturellen Ereignisse in der Johanniskirche bleiben in bester Erinnerung: Viele Veranstaltungen, unter anderem der Auftritt des Leipziger Thomanerchores, trugen die Handschrift des evangelischen Christen. Meine Damen und Herren, Günter Schlegel und Ulrich Lieb gebührt unsere hohe Anerkennung für ihre Arbeit in der Gemeinde für Jung und Alt, aber auch für ihr Schaffen zugunsten der gesamten Entwicklung unserer Stadt. Wir ehren sie heute zugleich wegen ihrer unvergesslichen und bleibenden Verdienste um die friedliche Revolution. Im Ergebnis dieser vielseitigen Begründung ist der Stadtrat dem Vorschlag der Fraktion der SPD gefolgt und hat der Verleihung des Rathauspreises an Ulrich Lieb und Günter Schlegel zugestimmt. Sehr geehrter Herr Lieb, sehr geehrter Herr Schlegel, zu dieser hohen Auszeichnung gratuliere ich Ihnen persönlich und im Namen von Rat und Verwaltung von ganzem Herzen! Ich wünsche Ihnen für die Zukunft Gesundheit und Wohlergehen!
Sehr geehrter Herr Schüler,
meine sehr geehrten Damen und Herren, der Stadtrat verleiht den Rathauspreis für das Jahr 2009 weiterhin an den Kunstschaffenden und Vorsitzenden des Kultur- und Heimatvereins Schönebeck, Herrn Dieter Schüler. Herr Schüler erhält diese Auszeichnung aufgrund seiner künstlerischen Leistungen und seines gemeinnützigen Engagements, womit er das kulturelle Leben unserer Stadt über viele Jahre hinweg bereichert hat. Dieter Schüler hat seine sensible, herzerfrischende und von hoher Kunstfertigkeit geprägte Malerei nicht im stillen Kämmerlein belassen, sondern sie in Aktivitäten auf verschiedensten kulturellen Ebenen münden lassen. Durch sein Wirken hat er den künstlerischen Horizont vieler Menschen erweitert, ihnen neue Blickwinkel eröffnet, sie zum Nachdenken angeregt, ihnen den Umgang mit Pinsel und Palette beigebracht und somit ganz einfach ihr Leben ein Stück reicher und lebenswerter gemacht. Seit 1971 leitete der Lehrer für Deutsch und Kunsterziehung und jetzige Rentner verschiedenste Zirkel für bildnerisches Schaffen. Sowohl junge als auch ältere Bürgerinnen und Bürger profitierten und profitieren davon. Im Kultur- und Heimatverein wirkt der rührige Schönebecker seit 1967 mit, bis er schließlich dessen Vorsitz übernahm. Die einzelnen Sparten wie Denkmalpflege, Literatur, Kunst, Philatelie, Klöppeln, Musik und Umwelt zeigen nicht nur die Vielfalt dieses Vereins, sondern sind auch Fingerzeig für die Kompetenz seines Vorsitzenden. Der heute 70-jährige hat das kulturelle Leben unserer Stadt immer wieder mit imposanten Ausstellungen begleitet und belebt. Nicht nur Landschaften, Gebäude oder Blumenblüten, sondern auch der Mensch war dabei immer wieder ein Malmotiv für ihn. In guter Erinnerung ist die letzte Exposition im ?Treff? ebenso wie zum Beispiel die jährlichen Soleturmausstellungen. Bleibende Verdienste hat sich der heute zu Ehrende vor allem auch um die künstlerische Bildung unserer Kinder und Jugendlichen erworben. Auf der anderen Seite liegen ihm die älteren Menschen aber ebenso am Herzen, was etwa sein Engagement im Deutschen Sozialwerk in der Lindenstraße unter Beweis stellt. Wie die Vorsitzende Erika Wannagas schreibt, ist der von Herrn Schüler seit 10 Jahren geleitete Malzirkel von großer Bedeutung für den Verein, weil er den nicht selten gehandicapten oder alleinstehenden Senioren die Möglichkeit bietet, sich einzubringen und einfach am gemeinsamen künstlerischen Schaffen zu erfreuen. Mehrere Jahre hat sich Dieter Schüler überdies als engagierter Stadtrat in der Fraktion der damaligen PDS für die Belange der kulturellen Entwicklung seiner Heimatstadt eingesetzt. Im Ergebnis dieser vielseitigen Begründung ist der Stadtrat dem Vorschlag der Fraktion DIE LINKE gefolgt und hat der Verleihung des Rathauspreises an Dieter Schüler zugestimmt. Lieber Herr Schüler, zu dieser hohen Auszeichnung gratuliere ich Ihnen persönlich und im Namen von Rat und Verwaltung von ganzem Herzen! Ich wünsche Ihnen für die Zukunft Gesundheit, Wohlergehen und nicht zuletzt noch jede Menge Schaffenskraft!?