Weltweite Autokrise trifft auch den Salzlandkreis
Im Salzlandkreis gehört die Automobilwirtschaft zu den wichtigen Industriezweigen. Regional gesehen ist im Landkreis der Anteil der direkt in der Automobilindustrie verorteten Arbeitsplätzen an allen Arbeitsplätzen mit 2,4 Prozent landesweit am höchsten. Vor zehn Jahren waren es 1,8 Prozent. Das teilte Anja Huth, Chefin der Bundesagentur für Arbeit Bernburg, der Volksstimme mit. Der Anteil der direkt in der Automobilwirtschaft beschäftigten im Land Sachsen-Anhalt ist mit 0,5 Prozent an allen Beschäftigten deutlich unter dem deutschen Durchschnitt von fast drei Prozent. Die wichtigste Besonderheit offenbart sich für den Salzlandkreis, wenn man die Beschäftigtenzahlen in den zuliefernden Wirtschaftszweigen betrachtet. Zu den 1478 direkt in der Autoindustrie im Salzlandkreis verorteten Arbeitsplätzen kommen noch Arbeitsplätze aus Branchen, die zum Teil Produkte für die Autoindustrie zuliefern und damit von deren Entwicklung abhängig sind. In diesen Wirtschaftszweigen, zum Beispiel der Kunststoffbearbeitung, Elektrotechnik oder der Metallverarbeitung, die auch für andere Bereiche produzieren, sind nach Informationen der Bundesagentur insgesamt mehr als 14 000 Arbeitnehmer tätig. Jeder zehnte Mann oder Frau ist im Landkreis in der Automobilbranche einschließlich den zuliefernden Wirtschaftszweigen beschäftigt. In Sachsen-Anhalt wurden für mehr als 90 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Krise der Automobilwirtschaft Kurzarbeit angezeigt. „Eine zahlenmäßige Auswertung ist aufgrund der geringen Zahlen auf Kreisebene nicht möglich. Ich rechne jedoch damit, dass für eine vergleichbare Größenordnung auch im Agenturbezirk Bernburg Kurzarbeit angezeigt wurde. Wie viel im Endeffekt wirklich in Kurzarbeit gehen, zeigt sich durch den Abrechnungsmodus der Unternehmen später“, ergänzt Anja Huth. Insgesamt pendeln 25 220 Salzländer zur Arbeit außerhalb des Kreises oder in ein anderes Bundesland. Jeder Zehnte von ihnen ist mit der Herstellung von Kraftwagen beziehungsweise Kraftwagenteilen beschäftigt. Von den mehr als 15 000 Einpendlern ist nur fast jeder 27. mit dem Bau von Kraftwagen beauftragt. „Das heißt, dass die weltweite Absatzkrise der Automobilindustrie auch unsere Region triff t. Zum einen haben wir die ganze Bandbreite der Zulieferbranchen angesiedelt, zum anderen arbeiten Menschen aus dem Salzland in der Automobilbranche auch in anderen Bundesländern, vor allem in Niedersachsen und in Sachsen“, erklärte Anja Huth, die Chefin der Bernburger Arbeitsagentur. 2018 haben insgesamt alle Beschäftigten im Landkreis fast 2450 Euro im Median verdient (eine statistische Auswertung für sozialversicherungspflichtige Beschäftigte der Automobilbauer im Salzland ist aufgrund der geringen Anzahl nicht möglich). Während der Median des Bruttomonatsentgelts in der Automobilindustrie deutschlandweit bei 5041 Euro liegt, verdienen die Beschäftigten in Sachsen-Anhalt im Schnitt nur knapp 2600 Euro. „Letztendlich wirkt die Corona-Krise wie ein Beschleunige einer Branchenentwicklung, die aufgrund bestehender Schwachpunkte ohnehin eingetreten wäre. Neue Technologien und der Käuferwille sind demnächst entscheidend. Es wäre gut, jetzt die Zeit zu nutzen und die Beschäftigten zu qualifizieren und Weiterbildung anzubieten“, ergänzt Anja Huth abschließend. Quelle: Volksstimme.