Der Hafen Frohse

(Volksstimme vom 27.4.2022)

Frohse

Neben den Straßen und den Schienen sind Deutschlands Flüsse eine dritte Option, Waren zu transportieren. Die Elbe bietet dabei die Möglichkeit, Waren nicht nur durch Deutschland zu fahren, sondern auch in das europäische Ausland. In den Häfen von Hamburg oder Rotterdam können dann die Waren in die ganze Welt verschifft werden. Der Hafen in Frohse wird von der Magdeburger Hafen GmbH betrieben. Genutzt wird das Areal hauptsächlich zur Verladung von Schwerlast (sogenannten Projektladungen) bzw. die Umladung von Zügen oder Lkws auf Schiffe. Dank einer Schwerlastplatte können dabei Güter mit einer Masse bis 150 Tonnen entsprechend verladen werden. Der große Vorteil des Frohser Hafens ist seine Anbindung, da er sowohl von Transporten, die über die Hafenbahn kommen als auch von schweren Lkw angefahren werden kann. „Für uns ist der Hafen sehr wichtig“, macht der Geschäftsführer der Hafen GmbH, Heiko Maly, deutlich, was auch als klares Zeichen für die Zukunft gewertet werden darf.

„Die Magdeburger Hafenbahn hat eine direkte Verbindung zum Schönebecker Hafen und zum öffentlichen Gleisnetz des Bahnhofs Schönebeck. Zudem ist ein direkter Anschluss zum Hafen und zum Industriegebiet im Stadtteil Frohse vorhanden“, beschreibt die Stadtverwaltung Schönebecks. Mit einem Streckennetz von 70 Kilometer und einer entsprechenden Anbindung an das Netz der Deutschen Bahn sind Transporte von und zum Hafen sehr gut durchführbar. Außerdem ist die Anbindung durch die Autobahn für die Firmen von Vorteil, wobei die entsprechenden Fahrten dorthin koordiniert werden müssen. Diese Schwierigkeit hat dann auch Auswirkungen, welcher Hafen genutzt wird. „Wir führen vorher eine Streckenprüfung durch“, erklärt Falko Wroblowitz von der EMDE Anlagenbau und Bohrtechnik Staßfurt GmbH. Was dabei herauskommt, macht dann klar, welcher Hafen am Ende genutzt wird. „Dabei geht es darum, ob der Transport gewisse Kurven oder Ortsdurchfahrten machen kann“, erläutert er das Profil. Die Alternative für Frohse wäre in Aken hinter Calbe, und welcher Hafen genutzt wird, entscheidet sich dann nach der Streckenprüfung. Ob mit dem Zug oder dem Schwertransport von der Straße kommt der Transport in Schönebeck an, wird auf ein entsprechendes Schiff umgeladen.

Die Nutzung der Flüsse und Gewässer für den Güterverkehr hat eine sehr lange Tradition. Vorteil dabei ist, dass große sperrige Transporte durchgeführt werden können. Bereits die Lieferung der Steine für die Pyramiden wurde über den Nil realisiert. Ähnlich funktioniert dies noch heute. „Alles, was nicht über die Straßen transportiert werden kann“, umreißt Falko Wroblowitz die Nutzung des Hafens. Die Produkte werden dann über die Elbe nach Hamburg oder Bremerhaven transportiert. Von dort geht es dann nach Saudi-Arabien, Vietnam, Türkei oder die USA. Möglich ist es auch, dass die Transporte über die Flussanbindung bis nach Rumänien gehen. Deutschland verfügt über eine sehr gute Verbindung zwischen den Flüssen. Über den Mittellandkanal, der mit mehr als 352 Kilometer die längste künstliche angelegte Wasserstraße Deutschlands ist, können Schiffe von der Elbe letztlich bis in den Rhein fahren. „Wir hatten schon Transporte, die bis nach Rotterdam gehen“, erklärt Heiko Maly die Vorzüge der Wasserstraßen. Auch Fahrten in den Süden wie nach Mannheim oder Italien sind ohne weiteres möglich.

„Für uns ist der Hafen sehr wichtig“, macht Falko Wroblowitz deutlich. Weiterhin ist er überzeugt, dass die Verladung in Frohse sehr gut funktioniert, doch sicherlich sind Optimierungsmöglichkeiten vorhanden. „Gegenwärtig sind wir noch in den Anfängen der Überlegungen wie und was wir zukünftig im Hafen Schönebeck realisieren“, sagt Heiko Maly. Diese Aussage darf als klares Bekenntnis des Betreibers zum Hafen in Frohse gewertet werden. Die Zukunft scheint dahingehend gesichert. Weiterhin macht Maly mit seiner Aussage klar, dass Potenzial zum Ausbau vorhanden ist. Ein entsprechender Ausbau könnte über das Land Sachsen-Anhalt gefördert werden. „Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe ’Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur’ (GRW) können Häfen durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert werden. Das gilt auch für den Hafen in Schönebeck“, teilt Massimo Rogacki vom Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten nach einer Anfrage der Volksstimme mit. Ziel dieses Förderprogramm sei die Stärkung der kommunalen, wirtschaftsnahen Infrastrukturen.

„Förderfähig sind Investitionen in die Errichtung, den Ersatz oder die Modernisierung von Hafeninfrastrukturen und von Zugangsinfrastrukturen sowie Kosten für die Ausbaggerung in Häfen“ erklärt Rogacki und macht abschließend klar, dass erst gefördert werden kann, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Aktuell liege aber kein Antrag vor. „Uns sind sicher die Fördermodalitäten bekannt, aber es gilt der Grundsatz immer sinnfällig damit umzugehen oder weitere Möglichkeiten projektbezogen auszuloten“, definiert Maly die nächsten Schritte. Grundsätzlich sind ihm diese Modalitäten bekannt und gleichzeitig lobt er die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung in Schönebeck. Der Hafen hat seine Wichtigkeit nachgewiesen und ein Ausbau scheint möglich.