"Es ging immer um die Sache"

Sigrid Beitler als Geschäftsführerin der SWB verabschiedet

SigridBeitlerBertKnoblauch

Sigrid Beitler, 20 Jahre lang Geschäftsführerin der Städtischen Wohnungsbau GmbH in Schönebeck, wurde in den Ruhestand verabschiedet. Ihre Verdienste in dieser Zeit sind reichlich, ihr Engagement war groß. „Von ihr wurde das Stadtbild maßgeblich geprägt“, betonte Oberbürgermeister Bert Knoblauch in seiner Rede..

Die gebürtige Magdeburgerin kam als Prokuristin in den Betrieb und bewarb sich nach dem Ausscheiden der langjährigen Geschäftsführerin Annemarie Stange um den Chefposten. In einem von demographischen Umbrüchen, von Abwanderung und relativ hoher Arbeitslosigkeit geprägten gesellschaftlichen Umfeld gelang es der Mutter von zwei erwachsenen Söhnen, die SWB wirtschaftlich auf Kurs zu halten und außerdem noch städtebauliche Akzente zu setzen. Die Umwandlung des abbruchreifen Dümling-Stiftes in der Wilhelm-Hellge-Straße von einem ruinösen Gebäude in einen modernen SWB-Hauptsitz hat ihr zusätzlich die Sympathie der Schönebecker eingetragen.

Weit über die Region hinaus finden die in Schönebeck realisierten Demenz-Wohngemeinschaften Beachtung. Überall in Deutschland hat Sigrid Beitler über diese Form des Wohnens bereits referieren müssen. Die Betroffenen leben weitgehend selbstbestimmt, erfahren dabei eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Das Konzept war anfangs ein Wagnis gewesen, später gab es für diese Wohnform lange Wartelisten. Das Wagnis gleicht fast schon einem Wunder: Bei den in den Wohngemeinschaften Lebenden ist teilweise ein Stillstand der sonst rapide fortschreitenden Krankheit zu verzeichnen, zum Teil sogar eine Verbesserung des gesundheitlichen Zustands.

Sie ging ihre Aufgaben mit großer Überlegung an: „In welchen Wohnungen möchten die Menschen heute wirklich gerne leben?“ Dabei traf und trifft sie den Nerv des Wesentlichen. Ihr Engagement und ihre innovativen Konzepte und Umsetzungen waren Gründe dafür, dass sie 2009 im Bereich Wirtschaft zur Salzlandfrau des Jahres gekürt worden war. Neun Jahre später wurde sie für ihren bereits 2004 gegründeten Verein „Selbstbestimmt Wohnen“ mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Ziel des Vereins ist es, alten und kranken Menschen sehr lange den Verbleib im vertrauten Umfeld zu ermöglichen.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff lobte einst: „Durch derartiges Engagement wird nicht nur der demografische Wandel bewältigt, sondern der Lebensumfeld aller Menschen gewinnt, wenn die Schwachen der Gesellschaft unterstützt werden. Für Sigrid Beitler jedoch am meisten wert ist, dass ihr zuweilen Mieter vom Balkon ihrer Wohnungen zuwinken und versichern, dass sie sich wohl fühlen. Eine größere Bestätigung kann es kaum geben.

Mit innovativen Ideen und großem, sozialem Engagement hat sich Sigrid Beitler an der Spitze der SWB den demographischen Herausforderungen gestellt und ihr Unternehmen dabei wirtschaftlich auf Kurs gehalten.

Nach der Gründung im Jahr 1992 als 100 prozentige Tochter der Stadt Schönebeck wurde das Gebäude in der Wilhelm-Hellge-Straße im Jahr 2006 zu einem modernen SWB-Hauptsitz. Damit wurden sowohl die Fassaden-Kultur in der Straße als auch das Stadtbild aufgewertet. Es folgten viele weitere herausragende und prägsame Leistungen für Schönebeck. Insgesamt wurden seit der Gründung der SWB mehr als 160 Millionen Euro in die Wohnbestände der Gesellschaft investiert. Hervorzuheben ist beispielsweise der Neubau am Marktplatz, das Quartier Lutherpark, die Lessingstraße und natürlich – ganz aktuell – das Quartier „Am Schillergarten“, wo vor knapp einem Jahr die neue Kita „Elbkrabben“ eröffnet wurde.

Neben den sozialen Aspekten und Programmen wie „Lieber daheim als im Heim“, Kompetenzzentrum „Anker“ und Human-WGs standen auch  weitere Komponenten hoch im Kurs. Ob durch Sanierung und Modernisierung der Bestandswohnungen, den Lebensgarten oder Bienenwiesen, die Umwelt fand stets Berücksichtigung bei den Vorhaben der SWB.

Sigrid Beitler bedankte sich bei ihrem Team. „Ich weiß, dass ich streitbar bin. Aber es ging mir nie um die Person, immer um die Sache. Ich wünsche mir, dass einige von Ihnen manchmal sagen: ‚Das fehlt mir.‘“ Damit übergab sie die Unternehmensführung an ihren Nachfolger Karsten Fiedler. Er „bekommt ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen, auf das er gut aufpassen soll. Aber ich weiß, dass er das schaffen wird. Ich gehe mit viel Ruhe in Rente.“