Stadtwerke bringen Hilfsgüter in die Ukraine
Welle der Hilfsbereitschaft
Stadtwerke Schönebeck GmbH: „Wir alle verfolgen seit Tagen die sich in der Ukraine zuspitzende Lage. Viele von uns sind über Freunde, Bekannte und Verwandte selbst betroffen und ganz nah an den Berichterstattungen dran. Den Leuten vor Ort fehlt es an sie vielen lebensnotwendigen Dingen und die Hilflosigkeit steigt zunehmend. Gleichzeitig merken wir, dass die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt auf der ganzen Welt unfassbar groß ist und täglich weiterwächst.
Auch die Mitarbeiter der Stadtwerke Schönebeck wollten nicht tatenlos zuschauen, sondern schnell und unbürokratisch helfen. Der Bereichsleiter Technik, Thomas Bolz, machte Mittwochmorgen den Vorschlag, noch am selben Tag in Richtung Ukraine zu starten und lebensnotwendige Hilfsgüter selbst vorbei zu bringen. Von diesem Moment an überrollte die Stadtwerke Schönebeck GmbH eine Welle der Hilfsbereitschaft sowohl im eigenen Unternehmen als auch darüber hinaus. In nur knapp drei Stunden sammelten die 100 Mitarbeiter privat eine Geldsumme von insgesamt 3.545 € sowie zahlreiche dringend benötigte Sachspenden. Parallel dazu meldete sich die Paracelsus-Apotheke in Schönebeck und sagte ebenfalls eine Summe von 1.000 € zu. Die Stadtwerke selbst erhöhten um weitere 1.000 €.
Kurzerhand erkundigte sich eine kleine Mitarbeitergruppe, welche Güter vor Ort am wichtigsten gebraucht werden und fuhren anschließend zum Selgros Cash & Carry Markt nach Magdeburg. Vor Ort füllte sich der Wagen dank viel Unterstützung der Mitarbeiter rasant mit zahlreichen Konserven und anderen haltbaren Lebensmitteln, Hygieneprodukten, Babynahrung und Pflegeprodukten. Innerhalb von zwei Stunden waren drei volle Paletten mit Hilfsgütern zusammengetragen. Selgros unterstütze den Einkauf zusätzlich mit einem großzügigen Rabatt. Während sich die Wagen langsam füllten, wurde den Mitarbeitern der Stadtwerke schnell bewusst, dass die gekauften Produkte die zulässige Gesamtzuladung des eigenen Transporters übersteigen.
Dank einiger kurioser Zufälle und mit Unterstützung von Tobias Hinze, Geschäftsführer Landesverband des Verkehrsgewerbes Sachsen-Anhalt e.V., konnte noch währendes Einkaufs ein größeres Transportfahrzeug organisiert werden. Die Firma Magdeburger Flitzer GmbH sagte unbürokratisch einen kostenfreien 7,5 t Lastkraftwagen zu. Keine 30 Minuten später konnten die Mitarbeiter der Stadtwerke den Lastwagen abholen.
Zurück in Schönebeck wurden alle bis dahin eingetroffenen Sachspenden auf dem Technikhof der Stadtwerke Schönebeck eingeladen. Anschließend wurden gemeinsam mit der Apotheke zur Saline in Schönebeck noch Arzneimittel und Verbandsmaterialen im Wert von mehreren Hundert Euro zusammengepackt. Auch die Apotheke unterstütze die Stadtwerke bei Ihrem Vorhaben finanziell mit einem Rabatt.
Da der deutlich größere LKW nach Verladung aller gesammelten und gekauften Güter noch nicht vollständig gefüllt war, nahmen die Organisatoren der Stadtwerke kurzerhand Kontakt mit der Magdeburger Sammelstelle in der Mittagstraße auf und boten die restlichen Transportkapazitäten an. Diese wurden mit großer Freude empfangen und innerhalb 30 Minuten war der LKW randvoll mit weiteren wichtigen Hilfsgütern gefüllt.
Am 03.03.2022 machte sich gegen 1 Uhr nachts das Fahrer-Team der Stadtwerke Schönebeck dann auf den Weg in Richtung Lemberg in der Ukraine. Nach etwa 15 Stunden Fahrt erreichten sie die ukrainische Grenze. Im weiteren Verlauf hieß es bis Mitternacht anstehen und Formalien klären. Leider gestaltete sich die Einreise deutlich schwieriger als erwartet. Am 04.03.2022 um 1 Uhr nachts, genau 24 Stunden nach dem Start, konnte ein Mitarbeiter mit einheimischer Begleitung die ukrainische Grenze passieren. Vor Ort bekamen wir dank einer ukrainisch-stämmigen Mitarbeiterin der Stadtwerke einen Kontaktmann vermittelt, welcher gleichzeitig als Koordinator und Übersetzer fungierte und anschließend gemeinsam mit dem Mitarbeiter zu einem Lager 30 Kilometer landeinwärts fuhr. Dort wurde der LKW kurzerhand entladen und wieder mit Eskorte in Richtung Grenze zurückgeschickt. Gegen 8 Uhr morgens wurde nach erneut stundenlangem Warten die Grenze zurück in Richtung Polen passiert und die Rückreise angetreten.
Die Lage vor Ort war auch im vermeintlich sicheren Grenzgebiet gefährlicher als erwartet und teilweise sehr unübersichtlich. Das persönliche Fazit von Thomas Bolz lautet daher: „Ich würde es wieder machen, aber nicht noch einmal.“ Die hoch angespannte Situation sollte von Laien und Nachahmern keinesfalls unterschätzt werden, denn die Lage kann sich in einem derartigen Kriegsgebiet jederzeit schlagartig ändern.
„Im Nachgang sind wir trotz allem glücklich über die geleistete Hilfe und sind überwältigt von den vielen Reaktionen und Unterstützungen rund um uns herum. Innerhalb eines Tages konnte ein komplett vollgeladener LKW mit Hilfsgütern organisiert und auf die Reise geschickt werden. Wir haben in den letzten Tag so viel Leid und traurige Bilder gesehen und konnten gleichzeitig so viel Unterstützung und Zusammenhalt erfahren.
Wir danken allen Firmen und Privatpersonen, die uns in den letzten Tagen unterstützt haben. Ein ganz besonderer Dank gilt zudem unseren Mitarbeitern, die diese Aktion durch ihre Spendenbereitschaft und die Zusage zur eigenständigen und nicht ungefährlichen Fahrt überhaupt erst möglich gemacht haben.“ (Julia Teige, Bereichsleiterin Vertrieb)