Eigenbetrieb Bauhof feiert 25 Jahre

Anfänge in Gebäude der Alleestraße

Bauhof Dammweg

Die politische Wende um 1990 war eine ungewisse, eine herausfordernde Zeit. Das geteilte Deutschland wuchs zusammen, doch Erfahrungen in der freien Marktwirtschaft gab es kaum, in den Verwaltungsstrukturen ebenfalls nicht. So wurde in den neuen Bundesländern nach bestem Wissen und Gewissen agiert – oftmals nach Vorlage aus den alten Bundesländern. Diese Zeit war eine Zeit der Macher, der Ärmelhochkrempler. Einer von ihnen war Heinz-Werner Herrler, damals Leiter des Baubetriebsamtes in Schönebeck (Elbe). Auf sein Ansinnen hin folgte am 1. Januar 1996 die Gründung des Städtischen Bauhofs als Eigenbetrieb. In diesem Jahr feiert dieser sein 25-jähriges Jubiläum. Doch bis dahin war es ein langer Weg.

Zunächst war beispielsweise das Kurpark-Areal in Bezirksverwaltung, fiel nach der Wende an die Stadt. Die Obhut hatte das Baubetriebsamt, das in der Folge in der Alleestraße in einem ehemaligen Kindergarten ein Büro einrichtete. Im Areal enthalten waren eine Tischlerei und eine Gärtnerei, auf deren Gelände heute das Solequell steht. „Mit ein paar Harken und Spaten sind wir damals losgezogen, um die Flächen zu pflegen“, erinnert sich Heinz-Werner Herrler scherzhaft. Unterstützung gab es von der Partnerstadt Garbsen, die kurzerhand einen VW-Pritschenwagen und einen 3,5-Tonnen-LKW zur Verfügung stellte. „Damit konnten wir zumindest ein bisschen was anfangen.“

Parallel wurde der Bereich für Straßenunterhaltung, den es bereits zuvor gab, eingegliedert, das Baubetriebsamt musste wirtschaftlicher werden. In dieser Zeit las Herrler in einer Zeitschrift von Städtischen Bauhöfen, informierte sich umfassend darüber. So stellte er Kontakt zu einem Bauhof in Wunstorf her, bei dem er sich über Voraussetzungen und Widrigkeiten erkundigte. Die Idee, einen Eigenbetrieb in Schönebeck zu gründen, nahm Gestalt an.

Unterstützung für die Idee fand er in Dieter Krüger und Martin Hennig, damals Dezernenten bei der Stadtverwaltung. Am Ende wurde das Projekt beschlossen, Herrler erhielt den Auftrag, die Gründung vorzubereiten. Dafür benötigte er zwei Jahre, per Stadtratsbeschluss wurde der Start des Eigenbetriebs Städtischer Bauhof in Schönebeck zum 1. Januar 1996 beschlossen, wenngleich weitere Widrigkeiten ausgemerzt werden mussten. „Einige sahen in uns eine Konkurrenz zur heimischen Wirtschaft. Wir haben dann aufgeklärt, dass wir nur Reparatur und Pflegearbeiten durchführen, die für andere Unternehmen eher unwirtschaftlich sind.“

Zudem etablierte sich der Bauhof als „schnelle Eingreiftruppe“, die immer sofort einsatzbereit ist. „Das war ein großer Vorteil.“ So konnte beispielsweise nach einem Sturm der Busbahnhof schnell beräumt werden, nachdem Container umgekippt waren, oder Ölspuren beseitigt werden. Und auch die Wirtschaftlichkeit wurde gewährleistet. „Wir haben mit der Zeit bessere Technik erhalten, gleichzeitig wurden mehrere der anfangs 120 Arbeitsplätze nicht wiederbesetzt. Kontinuierlich ist uns so der wirtschaftliche Ausgleich gelungen.“

In den zurückliegenden 25 Jahren gab es einige Errungenschaften im städtischen Bauhof, einige besondere Ereignisse. Herrler erinnert sich beispielsweise an den extremen Winter im Jahr 2010, als der Schnee aus Bad Salzelmen herausgefahren werden musste, „weil wir schon gar nicht mehr wussten, wohin damit“. Eine Folge war, dass die Kommunen eigene Lagerstätten vorhalten mussten, weil damals „nicht genug Salz nachgeliefert werden konnte“. So entstand die Halle an der Glinder Straße, in der bis zu 400 Tonnen vorgehalten werden können. Wie wertvoll diese Halle ist, wurde im Januar 2021 deutlich, als erneut Schneemassen bewältigt werden mussten.

Zu den besonderen Ereignissen, an die sich Herrler während seiner Tätigkeit als Bauhofsleiter bis 2018 erinnert, zählen die beiden Hochwasser 2002 und 2013. „Wir gehörten zu den Ersten, die vor Ort waren, und in Schichtarbeit die gesamte Zeit abgedeckt haben. Das hat ziemlich an den Kräften gezehrt, aber verdeutlicht, wie wichtig der Bauhof ist.“ Das gilt heute genauso – in der aktuell ungewissen, herausfordernden Pandemie-Zeit.


Kurzinterview mit Dennis Eckert, Leiter des Städtischen Bauhofs seit dem 1. November 2018

Herr Eckert, welche Aufgaben erfüllen die 44 Mitarbeiter des Städtischen Bauhofs aktuell?
Dennis Eckert: Zu unseren Aufgaben gehören unter anderem das Friedhofswesen, die Grünpflege der Flächen der Stadt Schönebeck sowie des Kurpark-Areals, Reinigungen nach Auftrag durch das Ordnungsamt, Straßen und Gehwegreparatur sowie der Winterdienst.

An welche besonderen Ereignisse können Sie sich in den vergangenen Jahren erinnern?
Eckert: Zum einen ist natürlich der extreme Schneefall in diesem Winter in Erinnerung geblieben. Aber auch das Hochwasser 2013, damals war ich noch Meister Straßenunterhaltung. Der Bauhof gehörte zu den Ersten, die Sandsäcke gefüllt und transportiert haben. Im Zwei-Schicht-Betrieb haben wir erst beim Aufbau der Barrieren geholfen, später dann beim Aufräumen und Entsorgen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Eckert: Der Bauhof hat in der Vergangenheit oftmals gezeigt, was er kann und wie flexibel er ist. Wir haben gutes Fachpersonal, das wir hoffentlich halten können. Des Weiteren haben wir in der Vergangenheit ausgebildet, was wir nach der Corona-Pandemie hoffentlich wieder weiterführen können.


Treffen der Bauhofleiter
Um sich mit anderen Bauhofleitern auszutauschen, Erfahrungen weiterzugeben und wertvolle Informationen zu sammeln, initiierte Heinz-Werner Herrler das Treffen der Leiter von Bau- und Betriebshöfen. Das erste fand 2007 in Schönebeck mit dem Thema leistungsorientierte Bezahlung statt. „Je länger der Vortrag dauerte, desto leiser wurde es im Raum“, erinnert sich Herrler mit einem Lächeln. „Da wollte keiner so richtig ran.“ Dennoch überwog der positive Aspekt. In der Folge einigte man sich auf zwei Treffen pro Jahr, „immer bei einer anderen Kommune“.  Ein Jahr später ging es nach Halberstadt, 2015 beispielsweise nach Oschersleben auf die Rennstrecke, wo ein Verfahren zur Reparatur von verbogenen Beleuchtungsmasten vorgestellt wurde. „Das waren immer tolle Treffen, ein reger Austausch. Zehn Jahre lang haben wir uns immer woanders getroffen und eine Menge kennengelernt.“