25 Jahre Stadtarchiv Schönebeck (Elbe) am Standort Prager Straße

Oberbürgermeister gratuliert

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Der Winter im Jahr 1996 war für Britta Meldau ähnlich einprägsam wie der aktuelle. Doch damals lag das nicht an vielen Schneemassen, sondern am Umzug des Stadtarchivs aus dem Räumlichkeiten des Burghofs in den ehemaligen Wirtschaftstrakt einer Kita an der Prager Straße. „Es mussten knapp 3.000 Kartons bewegt werden. Wir benötigten dafür eine Hebebühne, weil wir mit den Lasten nicht über die alte Treppe des historischen Burggebäudes gehen wollten“, erinnert sich die Archivleiterin. „Und es war bitter kalt.“

Der Platz im Verwaltungsgebäude des Burghofs war begrenzt. „Wir haben kaum neue Akten oder Unterlagen hinzufügen können. Wir mussten also etwas Neues suchen. Zudem waren die klimatischen Verhältnisse für die Lagerung der historischen Unterlagen nicht optimal“, berichtete Meldau. Im für die Archivbedürfnisse umgebauten Gebäudeteil der Kita, in dem eigens ein Zugang in den Keller installiert wurde, fand das Stadtarchiv eine neue Heimat. Der Umzug war am 5. Februar 1996 abgeschlossen. Inzwischen finden sich im Archiv die dauerhaft aufzubewahrenden Unterlagen der Stadtverwaltung sowie seit 2010 auch Akten des Personenstandswesens, die sie gemeinsam mit Mathias Hille pflegt und aufbewahrt. Die ältesten Archivalien aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammen übrigens aus dem heutigen Stadtteil Bad Salzelmen, dem damaligen Groß Salze. Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch gratulierte und dankte „für die engagierte Arbeit, die zumeist nicht offensichtlich ist, sondern vor allem im Hintergrund abläuft, aber enorm wichtig ist“. Zum Jubiläum überreichte er neben zwei Präsenttaschen einen Stapel historischer Postkarten, die von einer Frau aus Frankreich zur Verfügung gestellt wurden, deren Mutter 1939 für ein Jahr in Schönebeck war.

Die Recherchen zu Anfragen von Bürgern, anderen Ämtern, Vereinen, Institutionen oder der Presse nehmen viel Zeit in Anspruch. Gegenwärtig steigt die Anzahl der Anfragen an das Archiv, das wegen der Corona-Pandemie geschlossen bleiben muss. Persönliche Einsichtnahme der Benutzer in Unterlagen ist deshalb zurzeit nicht möglich und so werden vermehrt schriftliche und telefonische Anfragen gestellt, die nach entsprechenden Recherchen von den Archivaren beantwortet werden. In den zurückliegenden Jahren „gab es viele spannende Geschichten“. Unter anderem die eines irischen Bürgers, der auf der Suche nach Spuren einer Familie in Schönebeck war. Seine Mutter – Jahrgang 1920 – war durch private Verbindungen nach Schönebeck gekommen, arbeitete einige Monate als Au-pair im Schönebecker Stadtteil Grünewalde, betreute dort zwei Kinder. Im Sommer 1939 ging sie wieder zurück nach Irland, da die Menschen den baldigen Kriegsbeginn schon ahnten. „Spannend war aber, dass sie Tagebuch geführt und Fotos gefertigt hat. Die Materialien haben wir in digitaler Form zugeschickt bekommen. Es ist ein Augenzeugenbericht, wie sich die Zeit damals vor dem Krieg geändert und genau in unserer Region gezeigt hat“, erklärte die Archivarin. „Das war echt spannend.“

Um die Anfrage des irischen Bürgers nach dem Verbleib der Familie zu beantworten, „war viel Recherchearbeit notwendig“, erinnerte sich Hille, der Kontakte im öffentlichen Telefonbuch abgraste und Telefonate mit Kollegen führte. „Am Ende haben wir einen Nachkommen aus der Familie gefunden, doch leider konnte zwischen den beiden keine Verbindung aufgebaut werden.“ Im Fall eines jüdischen Bürgers in England war der Fall anders, der Kontakt wurde hergestellt und vermittelt, „dazu haben wir auch positive Rückmeldungen erhalten. So etwas freut uns dann natürlich besonders.“ Es werden weitere einprägsame Erlebnisse hinzukommen.