Gesprächsrunde mit AMEOS-Geschäftsführung und Kommunalpolitikern
Auf Einladung von Oberbrügermeister Bert Knoblauch
Die vorübergehende Stilllegung der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am AMEOS-Standort Schönebeck (Elbe) schlug hohe Wellen. Unterschriften wurden gesammelt, es gab einen offenen Brief, der von den Fraktionsvorsitzenden Sabine Dirlich (Die Linke), Torsten Pillat (CDU), Thoralf Winkler (B90/Grüne/Fdp/Kowolik/Below), René Wölfer (SPD) im Stadtrat sowie der Vorsitzenden Cornelia Ribbentrop unterzeichnet wurde. Daraufhin hat Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch an einem gemeinsamen Tisch geladen, um das Gespräch mit AMEOS-Regionalgeschäftsführer Freddy Eppacher und Krankenhausdirektor Christopher Arndt zu suchen und die Gründe zu erläutern.
Vor allem bei werdenden und jungen Eltern sorgte die Meldung für Unsicherheit. Die Alternative, in die Geburtsklinik nach Aschersleben zu fahren, ist keine aufgrund des langen Anfahrtsweges. Nun ist die Sorge groß, dass die Kinderklinik nicht wieder zurückkehrt an den Standort an der Elbe. „Ich kann die Bedenken verstehen“, sagt Freddy Eppacher. „Aber uns blieb aufgrund der personellen Situation keine andere Wahl.“ Diese Entscheidung fiel den Verantwortlichen nicht leicht und wurde auch nicht über Nacht gefällt.
Bereits im Frühjahr 2020 musste die Geburtenklinik mehrfach aus der Versorgung abgemeldet werden, da nicht ausreichend Hebammen zur Verfügung standen. Hinzu kommt ein Fachkräftemangel bei Fachärzten und Kinderkrankenschwestern. „Normale Krankenschwestern dürfen in der Kinderabteilung nicht eingesetzt werden“, erläuterte Eppacher. Die Ausfälle wurden zunächst mit Überstunden der vorhandenen Mitarbeiter kompensiert, „aber das geht auch nur eine gewisse Zeit lang“. Trotz Arbeitnehmerüberlassungskräften, gezielter Akquise und Headhuntern gelang es nicht, ausreichend Fachkräfte zu sichern. „Dies ist keine Frage der Bezahlung, denn wir haben einen vereinbarten Tarifvertrag“, betonte der Regionalgeschäftsführer. „Diese Situation betrifft den gesamten Gesundheitssektor. Zudem hatten uns die zweite und dritte Corona-Welle stark beansprucht“, resümierte Eppacher. Es folgten Abmeldungen für die Notfallversorgung im Oktober. „Danach stand der Dienstplan ebenfalls auf wackeligen Beinen, perspektivisch wurde das Dilemma immer größer. Eine derart unstete Versorgungsleistung war nicht zumutbar.“ Es folgte der Schritt, die Klinikbereiche stillzulegen. Wie geht es nun weiter?
AMEOS investiert aktuell 32 Millionen Euro in einen Klinikneubau in Schönebeck, legt die beiden Standorte in der Altstadt und Bad Salzelmen zusammen. „Damit wird deutlich, dass der Standort in Schönebeck nicht zur Disposition steht.“ Im späteren Klinikum nach aktuellen Plänen vorgesehen: eine Pädiatrie und eine Gynäkologie. „Auch wenn uns die Rahmenbedingungen nicht zuspielen“, sagt Eppacher und spricht von der Hebammen-Ausbildung, die ein Studium erfordert, abgeworbenen Mitarbeitern sowie dem demographischen Wandel, der auch bei AMEOS spürbar ist, „werden wir alles daran setzen, das Personal zu halten, zurückzuführen und zu erweitern.“ Insgesamt bildet AMEOS beispielsweise 100 Pfleger und Krankenschwestern aus, „die im vergangenen Jahr allesamt im Unternehmen gehalten werden konnten“. Wenn es also gelingt, mit drei Monaten Vorlauf einen gesicherten Dienstplan zu entwerfen, ist eine Öffnung der Bereiche wieder möglich. „Wir wollen alles Mögliche tun, um die Notfall- und die Basisversorgung in Schönebeck zu sichern“, betonte Eppacher.
Tilo Wechselberger, Fachdienstleiter für Kreisentwicklung, sagte im Auftrag von Landrat Markus Bauer, dass der Salzlandkreis im Sinne einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger erneut die Erwartung formuliert habe, dass die beiden geschlossenen Ameos-Kliniken wieder eröffnet werden. Zugleich sicherte der Fachdienstleiter zu, dass der Salzlandkreis Ameos soweit wie möglich bei der Lösung der Probleme unterstützen werde.
„Um auf dem aktuellen Stand zu bleiben und die Wogen zu glätten, wollen wir Gesprächsrunden wie diese regelmäßig stattfinden lassen“, sagte Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch.